Durchhalteparolen: Benzinbrüder zelebrieren Zukunft des Verbrennungsmotors mit Prunk aus Vergangenheit in Wien

Es „gäbe keineswegs eine Kapitulation des Verbrennungsmotors!“ betonte Prof. Hans Peter Lenz, Vorsitzender des Österreichischen Vereins für Kraftfahrzeugtechnik (ÖVK), in seiner Eröffnungsrede anlässlich des 38. Wiener Motorensymposiums. Ganz im Gegenteil: „Das sind Motoren für die Zukunft“, das gelte für Otto- genauso wie für Dieselmotoren.

So und ähnlich klangen die Durchhalteparolen der Selbsttherapiegruppe für Verbrennungsmotoren. In der Wiener Hofburg, dem ehemaligen Regierungssitz der vor 99 Jahren untergegangenen Monarchie diskutierten 1.000 Teilnehmer wie rosig die Aussichten und wie wichtig die Bedeutung von Dinosauriersaft schluckenden Motoren ist.

Wie schon Kaiser Wilhelm II mit tiefer Überzeugung sagte: „Ich glaube an das Pferd. Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung.“ so trafen sich nicht unweit von den Standplätzen der bei Wientouristen so beliebten Fiaker – die Überreste von der Zukunft des Pferdes, an die der alte Wilhelm so fest glaubte – die Elite an Motorenexperten um dem p.T. Publikum weiszumachen, wie sauber, sparsam und super die neuesten Dieselmodelle seien. Während Volkswagen in den Nachrichten mit weiteren Strafzahlungen in der Höhe von 4,2 Milliarden Dollar stand und die Hausdurchsuchungen bei Daimler noch verdaut werden mussten, ging man auf einer der letzten Motorensymposium nicht darauf ein. Stattdessen wurden Durchhalteparolen ausgegeben, klopfte man sich selbst über die eigene Kompetenz und Expertise auf die Schulter, und hängte sich selbst das Attribut „innovativ“ um.

Auffallend war wie homogen das Publikum sich vor allem aus älteren Männern zusammensetzte, denen niemand gesagt hatte, dass sich die Welt bereits geändert hat.

Hier ist der bezahlte Jubeltext aus der Tageszeitung Die Presse vom 20. April 2017.

Dinosauriersaft
Hier ist der bezahlte Jubeltext aus der Tageszeitung Die Presse vom 20. April 2017.

3 Kommentare

  1. Pferdekutschen waren als Reise- und Transportmittel in Deutschland noch bis in die 1950er-Jahre, vor allem durch die Auswirkungen des 2. Weltkriegs, vor dem Automobil angesiedelt. Es hat also gut 65 Jahre gedauert, bis das Automobil die Pferdekutsche in Deutschland/Europa ablöste. Kaiser Wilhelm II hatte also Recht damit, dass -zumindest zu seinen Lebzeiten- das Automobil die Pferdekutsche nicht verdrängen würde!

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  2. Kaiser Wilhelm hatte nicht Recht. Er ist nicht davon ausgegangen, dass das Auto lang braucht um die Pferdekutsche zu verdrängen, sondern dass die Pferdekutsche sich am Ende durchsetzen wird, das Auto also eine vorübergehende Erscheinung sei. Das ist falsch.
    Autonomens Fahren wird vielleicht eine Zeit brauchen, um sich durchzusetzen, es wird sich aber durchsetzen, nicht zuletzt weil es nicht nur viel sicherer sein wird sondern auch die Reisezeiten deutlich senken wird, durch die Vermeidung von Stau.

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    1. Tolle Aussage! Wenn ich die Aussage tätige, dass die Erde irgendwann verglühen wird, stimmt dies auch. Nur ist der Zeitraum ebenso unabsehbar, wie die Aussage, dass irgendwann autonome Autos alle anderen verdrängt haben werden. Auf die anderen Punkte, dass Kutschen über ein halbes Jahrhundert lang dominierten, wird natürlich mal wieder nicht von dem Öko-Idealisten eingegangen, sondern sich nur ein Punkt rausgesucht, der mit einem schwachsinnigen Vergleich gekontert wird. Bravo!

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