Fantasielose Fraunhofer Studie zum Stand autonomer Autos erklärt den Rückstand der deutschen Automobilindustrie

Während die Google-Schwester Waymo bereits den ersten kommerziellen Betrieb von Robotertaxis aufgenommen hat und 62 Unternehmen in Kalifornien eine Genehmigung haben autonome Autos auf allen öffentlichen Straßen zu testen, wundern wir uns, warum deutsche Hersteller so abgeschlagen sind.

Eine Studie des Fraunhofer Instituts im Auftrag des BMVI mit dem Titel Energie- und Treibhausgaswirkungen des automatisierten und vernetzten Fahrens im Straßenverkehr zeigt die Gründe für die ganze Misere. Auf 219 Seiten wird von den Studienautoren auf die Auswirkungen von vollautomatisierten Fahrzeugen auf Treibhausgase bis 2050 eingegangen, wobei Szenarien entwickelt werden, die hoffnungslos fantasielos sind. Es wird in den Szenarien mehr oder weniger eine lineare Fortschreibung der aktuellen Trends und Verhaltensweisen vorausgesetzt.

Der früheste Markteintritt des vollautomatisierten Fahrens (Stufe 4) wird mit 2025 angesetzt:

Und das, obwohl der Markteintritt bereits heute geschehen ist. Waymo One betreibt die erste Robotaxi-Flotte in Phönix und arbeitet darauf hin, dieses Jahr auch in San Francisco und Mountain View zu starten und in den nächsten Jahren 82.000 Autos auf die Straße zu bringen.

Man beachte auch die Wortwahl bei den Diskussionen in Deutschland: vollautomatisiert und vernetzt. Ersteres zeigt den deutschen Ambitionslevel: anstelle von autonomen Fahren zu sprechen, deutet man mit dem Wort vollautomatisiert eigentlich nur ein Fahrerassistenzsystem an. Man erwartet eigentlich keine Ersetzung des Fahrers.

Auch vernetzt ist so eine Voraussetzung, an die man sich krampfhaft festhält. Das setzt aber Infrastruktur voraus, die die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen und der Straßeninfrastruktur erwartet. Das haben Unternehmen wie Waymo und andere schon vor Jahren aufgegeben. Sie entwickeln Fahrzeuge, die nicht auf Vernetzung angewiesen sind, weil es heute weder Standards gibt, noch erwartet werden kann, dass die Gemeinden und Städte entsprechende Geldmittel haben, um die Straßen lückenlos damit auszustatten.

Auch geht die Studie davon aus, dass die Technologie die für autonomes Fahren notwendig ist auch im Jahr 2050 noch €5.000 kosten wird.

Hier gibt es gleich zwei Denkfehler: einerseits wird von einem linearen Preisverfall ausgegangen, und andererseits denken die Studienautoren, dass die Mehrheit der Fahrzeuge weiterhin im individuellen Privatbesitz anstelle in Robotertaxiflotten unterwegs sein werden.

Sieht man sich den Preisverfall bei Computern und Elektronik über die Jahre anhand des Mooreschen Gesetzes an, bei der sich Rechenleistung alle 18 Monate verdoppelt und umgekehrt damit der Preis für die gleiche Leistung alle 18 Monate halbiert, dann ist dieses Preisniveau bereits in knapp 7,5 Jahren von heute an erreicht, also 2026 und nicht 2050 (unter der Annahme, dass heute die notwendige Hardware €100.000 kostet).

Abgesehen von diesen Denkfehlern fehlt auch die Berücksichtigung von Interventionen des Gesetzgebers, sobald klar wird, um wieviel sicherer autonome Autos sind. Sollte die Technologie die Versprechungen einhalten, dass 80 bis 90 Prozent aller Verkehrsunfälle vermieden werden können – und dazu geben bereits erste Auswertungen des Einsatz von Autopilot und Fahrerassistenzsystemen einen Hinweis – dann wird aus ethischen Gründen der Einsatz von nichtautonomen Autos auf öffentlichen Straßen vermutlich noch vor 2030 sogar verboten werden.

Damit ist – unter Berücksichtigung der Verfügbarkeit von Nachrüstkits zum autonomen Fahren für bestehende Fahrzeuge – eine hundertprozentige Bestandsrate im Zeitraum 2030 bis 2035 zu rechnen.

Damit lassen sich die von den Studienautoren für 2050 erwarteten Einsparungen bei Treibhausgasen schon viel früher erreichen.

Schlussfolgerung

Diese Studie führt deutlich vor Augen, wieso die deutsche Automobilindustrie bei den neuen Technologien und Geschäftsmodellen einen Rückstand hat. Es wird linear gedacht, unambitioniert vorgegangen, Denkfehler gemacht, von falschen Erwartungen ausgegangen, und von der gesamten Industrie und Politik falsche Schlussfolgerungen über den Stand der Dinge, der Dringlichkeit und den Möglichkeiten gezogen.

Das Fraunhofer Institut reiht sich damit in die Liste anderer deutsche Organisationen ein, die beitragen die Zukunft für Deutschland zu vergeigen. Da helfen mehr als 200 Seiten nicht, wenn man schon von Anfang an von falsche Voraussetzungen ausgeht. Schade! Das Fraunhofer Institut hat uns mit dieser Studie leider einen Bärendienst erwiesen.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

30 Kommentare

  1. > Abgesehen von diesen Denkfehlern fehlt auch die Berücksichtigung
    > von Interventionen des Gesetzgebers, sobald klar wird, um wieviel
    > sicherer autonome Autos sind.

    Ich teile diese Einschätzung. Sobald die positiven Effekte von autonomen Fahrzeugen in den Unfallstatistiken sichtbar werden, wird der Druck durch die Gesetzgeber sehr hoch werden, diese Technologie flächendeckend zu verbreiten. Sicherheitsgurt, Airbag und ESP haben die letzten Jahrzehnte geholfen, die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr immer weiter zu senken. Die nächste Welle wird nun durch autonome Fahrzeuge ermöglicht. Und genauso wie der Sicherheitsgurt heute verpflichtend ist (man erinnere sich an die kontroversen Diskussionen in den 70er Jahren zu diesem Thema [1]), wird dies auch mit autonomen Fahrzeugen geschehen.

    [1]
    http://www.spiegel.de/einestages/einfuehrung-der-gurtpflicht-a-946925.html

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  2. „Sollte die Technologie die Versprechungen einhalten, dass 80 bis 90 Prozent aller Verkehrsunfälle vermieden werden können – und dazu geben bereits erste Auswertungen des Einsatz von Autopilot und Fahrerassistenzsystemen einen Hinweis – dann wird aus ethischen Gründen der Einsatz von nichtautonomen Autos auf öffentlichen Straßen vermutlich noch vor 2030 sogar verboten werden.“

    Das halte ich für schwierig. Bis zum heutigen Tag wurden Pferdefuhrwerke nicht verboten. Auch Motorräder sind weiterhin erlaubt, obwohl sie unsicherer sind als Pkw, und erfreuen sich im Gegensatz zu Pferdefuhrwerken auch ungebrochen einer großen Beliebtheit und Verbreitung. Sicherheit ist kein Selbstzweck des Staates, sondern Freiheit. Wenn wir absolute Sicherheit wollten, dürften wir alle nicht mehr vor die Tür gehen. Aber wir wollen auch Spaß.

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    1. Nur hast Du Pferdefuhrwerke normalerweise nicht auf der Autobahn. Auch sind diese wesentlich ungefährlicher als heutige Autos. Motorräder sind vor allem für sich selbst gefährlich.
      Wenn man das mit den ethischen Bedenken wirklich ernst nimmt – und gerade bei uns hyperventiliert man da – dann sollte sich das so abwickeln.

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      1. Richtig, darauf wollte ich hinaus. Heute gibt es Kraftstraßen, auf denen Pferdefuhrwerke nicht erlaubt sind. Auf den allermeisten Straße sind sie aber erlaubt. Die autonome Technik kann man auch einsetzen, um Unfälle zu verhindern, ohne den menschlichen Fahrer zu verbieten. Es wird sicher weiter möglich sein, durch den Schwarzwald mit seinem Motorrad oder Auto selbst zu fahren. Zusätzlich wird es Hochgeschwindigkeitstrassen geben, auf denen nur vollautonome Fahrzeuge erlaubt sind, und auf denen vermutlich deutlich höhere Geschwindigkeiten gefahren werden als heute, weil dies die Kapazität bei gleichem Flächenverbrauch erhöht.

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      2. Naja, hier ist ein anderes Argument: Pferdefuhrwerke verursachen weniger Unfälle als Autos. Trotzdem lassen wir Autos fahren, weil sie eben so viel mehr Vorteile als Pferdefuhrwerke haben.
        Autonome Autos sind manuellen Autos hier dann überlegen und alleine aus Sicherheitsgründen müssten sie dann bevorzugt und manuelle Autos verbannt werden. Sie dürfen dann vielleicht auf eigenen Straßen, Rennstrecken oder am Wochenende auf einer abgesperrten Berg/Küsten/Landstraße fahren – mit entsprechender Versicherung.
        In der Schweiz sind bereits erste Diskussionen bei den Behörden, wie man Kantonen und Städten es ermöglichen kann, manuelle Autos zu verbieten.

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      3. Wie gesagt, ein Auto, das von einem Fahrer gefahren wird, bei dem die Technik aber jederzeit eingreifen kann, um einen Unfall zu verhindern, wird kaum unsicherer sein.

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  3. Danke, Mario! Mit viel Sarkasmus ausgedrückt: Ich finde es ganz prima, dass sich die deutsche Industrie weiterhin im Dornröschenschlaf befindet, was das Thema anbelangt. Die Vision des autonomen Fahrens, die dort verfolgt wird, wäre ein Alptraum für unsere Welt: Dicke Diesel-Panzer in Privatbesitz, die mangels Parkplatz Schleifen um die Innenstadt drehen, während der Besitzer sich beim Frühschoppen volllaufen lässt … 😉

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  4. Während das alles passiert ist es für den Großteil der in Deuschland lebenden Menschen noch nicht einmal vorstellbar, dass im Jahr 2030 keiner mehr ein Verbrennerauto kaufen möchte. Alle denken das geht noch ne Weile so weiter – Nokia halt!
    Das zeigt viel schlimmer, wie weit man von der Realität entfernt ist in Deuschland!

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  5. Ich stimme in vielen Punkten und Analysen überein und verfolge diesen Blog sehr interessiert.

    Gerade das Märchen mit der Vernetzung und dem massiven Datenfluss zwischen allen Verkehrsteilnehmern wird hier selbst in der Qualitätspresse widerspruchslos nachgeäfft.

    Allerdings möchte ich ein paar Dinge anmerken:

    Deutschland wird das LETZTE Land in Europa sein, in dem das eigenständige Führen eines KfZ verboten wird. Die hier angeführte Argumentation ist so richtig wie die beim Tempolimit. Die vereinigten Lobbyisten Deutschlands werden dieses letzte Rückzugsgefecht mit großer Härte führen, lange nachdem Länder wie Schweden, die Niederlande, Estland und Island freies Fahren verboten haben werden.

    Soweit inhaltlich dazu.

    Zwischen den Zeilen lese ich allerdings oft nur wenig wirklich Neues, das immer weitere Wiederkäuen von Argumenten finde ich bisweilen mühselig. Soviel tut sich eben nicht in einer Woche. Außerdem würde ich hier gerne auch mal kritische Informationen dazu lesen, wie es bspw. bei TESLA wirklich aussieht, wie bspw. der Waymo-CEO zu seiner Aussage zu Level 5 steht, und und und. So gern ich Ihre Meinung teile – ein wenig mehr Vielfalt würde ihr gut tun. Außerdem fällt es so manchem bestimmt schwer, Argumente von jemandem anzunehmen, der in Kalifornien lebt und garantiert am wenigstens von dieser deutschen Fehlentwicklung betroffen ist. Erst recht, wenn sie in „wir“-Form erfolgt. Aber das nur am Rande. Ansonsten wie gesagt erfrischend anders. Weiter so!

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    1. Unter einem Artikel über die baldige Einführung von vollautonomen Autos für nationale Tempolimits zu argumentieren, ist paradox. Natürlich werden die autonomen Fahrzeuge auf Autobahnen deutlich schneller fahren als heute, wenn keine fahrergeführten Autos mehr dazwischen sind. Dies wird nämlich die Kapizät der Straßen erhöhen, was den Flächenverbrauch bei gleicher Kapazität reduziert sowie den enormen Ressourcenverbrauch für den Straßenbau.

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/163411/umfrage/unfallraten-auf-autobahnen-nach-ausgewaehlten-laendern/
      Und auch wenn ich mir die Unfallstatistik ansehe, so sehe ich keinen Zusammenhang zwischen nationalen Höchstgeschwindigkeiten und Unfallraten. Auf den ersten Blick und nach reinem Bachgefühl könnte es einen Zusammenhang zwischen dem Flottenalter und der Unfallrate geben. Da neuere Autos über mehr und bessere Fahrerassistenzsysteme verfügen, könnten diese ein Faktor sein, der Menschenleben rettet. Gibt es hierzu Studien? So sollte man jedenfalls hier argumentieren, wenn man sich für autonomes Fahren interessiert.

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      1. Vielleicht einfach nochmal aufmerksam meinen Beitrag lesen und dann argumentieren.

        Zu den Verkehrsunfällen, mit Toten, Schwer- und Leichtverletzten:

        Hauptursachen sind: Smartphone, Alkohol, Entertainmentsysteme, Drogen, Übermüdung, nicht angepasste Geschwindigkeit. Selten: angepasste Geschwindigkeit.

        Mehr Tempo bedeutet mehr Energie (non-linear). Lässt sich ansatzweise mit Stahl absorbieren. Aber eben nur ansatzweise.

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      2. Die Statistik sagt nur, dass es keinen Zusammenhang zwischen einer nationalen Höchstgeschwindigkeit und der Unfallhäufigkeit gibt. Natürlich kann man durch überhöhte Geschwindigkeit einen Unfall verursachen. Die Wahrscheinlichkeit dafür wird aber anscheinend durch eine nationale Höchstgeschwindigkeit nicht verringert.

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      3. Auch beim Ölverbrauch helfen niedrige Höchstgeschwindigkeiten nichts. Die USA haben vor Jahrzehnten bereits super niedrige Höchstgeschwindigkeiten verhängt mit dem Ziel, Öl zu sparen. Die Leute haben aber einfach immer dickere Autos gekauft, weil sie sich den Sprit einfach leisten können.

        „Fall in love with the problem, not the solution.“ Welches ist das Problem, das Sie lösen möchten? Wenn Sie das definiert haben, gilt es, dafür mögliche Lösungen zu finden und sie zu bewerten und zu vergleichen. Und dann folgt: „Kill your darlings.“ Man hat sich doch wieder zu früh in eine Lösung verliebt und muss sie aufgeben.

        Eine Lösung zu präsentieren und dann zu versuchen, passende Probleme zu finden, ist nicht besonders zielführend.

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    2. Ich würde Ihnen ja raten, sich mal eine Einführung in die Statistik zu geben. Die Einflussfaktoren in unterschiedlichen Ländern sind derart unterschiedlich – wie wollen Sie da EINEN Faktor herauslesen. Das ist nicht möglich.

      Als Nächstes mal das Testosteron und die eigenen subjektiven Überzeugungen außen vor lassen und sich einfach mit Physik auseinandersetzen. Themen Luftwiderstand und Impuls (Masse x Geschwindigkeit).

      Ich wollte etwas völlig anderes sagen. Aber das kommt scheinbar auch nach mehrmaligem Lesen nicht an.

      Aber wenn Sie sich schon mit der Materie beschäftigen wollen:

      https://www.zeit.de/mobilitaet/2019-01/tempolimit-strassenverkehr-autobahnen-fahrverhalten-verkehrspsychologie

      https://www.sueddeutsche.de/auto/tempolimit-autobahn-deutschland-1.4259731

      https://www.sueddeutsche.de/auto/tempolimit-scheuer-kommentar-1.4296451

      Und dass doofe Menschen schwere Autos kaufen…was hat das mit der quadratischen (!) Einsparung durch verringerten Luftwiderstand zu tun?

      Mehr Fakten, weniger Gefühl bitte.

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      1. Fakten:
        Der Spritverbrauch eines individuellen Fahrzeuges hängt von der Geschwindigkeit ab (Physik).
        Der Spritverbrauch einer Nation hängt vom Spritpreis im Verhältnis zu den verfügbaren Einkommen ab (Ökonomie und Psychologie).

        Und ich stimme Ihnen zu, dass die Einflussfaktoren in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sind. Diese muss man genau und wissenschaftlich untersuchen, um Wechselwirkungen zu verstehen. Was führt dazu, dass in Ländern wir Norwegen oder der Schweiz die Unfallraten niedriger sind als in Deutschland, in Ländern wie Frankreich, Belgien, den USA oder Tschechien aber mit unter deutlich höher?

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      2. Es geht doch bei Menschenleben nicht um kleine Details, die in Statistiken verwischen. Es geht doch um grundsaetzliche Ziele, bspw. die Vision Zero in Schweden. Frankreich bspw. baut Strassen schon seit Jahrzehnten anders als Deutschland. Deutschland laesst seine Strassen *schwingen*, passt die Verlaeufe der Landschaft an, waehrend die Franzosen einfach die kuerzeste Verbindung nehmen. Das ist bspw. mal EIN wichtiger Grund und Unterschied. Dafuer hatten die den Kreisverkehr, waehrend bei uns an Kreuzungen Tausende starben.

        Dann kommen bspw. Breite der Fahrbahnen, Verfuegbarkeit und Akzeptanz von Alkohol, TUEV-Pflicht, strengere Fuehrerscheinanforderungen, etc. hinzu. Weiter Kontrollen, Geschwindigkeit wie Fahrtauglichkeit. In Schweden darf niemand Bus oder LKWs starten, wenn er mehr als 0,2%% getrunken hat. Alles fliesst dann in EINE Statistik rein und will interpretiert sein. Manches weiss man aber eben einfach. Weil man es wissenschaftlich untersucht und untermauert hat. Anderes ist sowieso sonnenklar.

        Mir ging es aber nicht um das Tempolimit, diese Diskussion brauchen wir hier nicht fuehren. Mir ging es darum, dass ich die These, dass ab ca. 2030 kein PKW mehr selbst gelenkt werden darf, nicht stuetze. Nicht, weil ich es nicht klug faende, sondern weil es, zu diesem Zeitpunkt, politisch nicht durchsetzbar sein wird. Zumindest nicht in Deutschland.

        Alleine darum ging es mir.

        Die Klima- und Tempodiskussion wird woanders gefuehrt.

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  6. Die Fraunhofer-Studie ist wieder mal ein Sittenbild der Deutschen Autoindustrie.
    Zuerst mal halte ich es für unseriös, bei einem derart disruptiven Thema Prognosen bis zum Jahr 2050 zu stellen.
    Also interpretiere ich das als Leitfaden, wie die Deutsche Autoindustrie sich das Überleben vorstellt.
    Ich war im November beim Kongress „Future INTERIOR Summit“ in Böblingen.
    Wohlgemerkt „future“!!
    25 Vorträge behandelten die Komfortverbesserung bestehender Innenraum-Lösungen.
    2 Vorträge behandelten Interieurkonzepte für selbstfahrende Autos.
    Die Deutsche Autoindustrie will und muss AUTOS verkaufen.
    Alles Andere wäre wirtschaftlicher und politischer Selbstmord.
    Verbrennerautos im Eigenbesitz. Das muss so bleiben.
    Alternativen hat man verschlafen. Ridesharingkonzepte sind da kontraproduktiv.
    Damit werden aber die Straßen noch voller und die Stau’s noch mehr.
    Die Lösung und Hauptthema der Veranstaltung: Mehr Bequemlichkeit beim Stehen im Stau.
    Die Zeit im Auto zu nutzen wurde am Rande thematisiert: Arbeiten, Filme schauen, soziale Medienkontakte pflegen:
    Das geht im Stop and go-Verkehr gut mit Kategorie 3.
    Das ist auch der Grund warum sich Deutschland so sehr gegen Kategorie 5 wehrt.
    Bei Kat. 5 macht das Eigenbesitz-Auto keine Sinn mehr.
    Ich kann mir gut vorstellen, dass sich Deutschland als nächstes als Urlaubsparadies für Raser mausert. Ist ja heute schon im Angebot. Könnte man schön ausbauen.
    Daher auf gar keinen Fall Geschwindigkeitsbeschränkungen.
    Unfalltote vermeiden und CO2-Ziele erreichen?
    Tja.
    Diese Strategie hält sicher nicht bis 2050.

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    1. So ist es wohl. Animierte LED-Blinker, das ist heute die Innovation.

      Und Sie sind absolut auf der richtigen Spur: Level 3 + Wohlfühlatmosphäre. Mehr geht nicht. Mehr darf nicht gehen.

      Wir werden die Letzten sein, die autonome Fahrzeuge pushen oder gar Selbstlenker verbieten. Norwegen, die Niederlande, Schweden – das werden die ersten sein in Europa.

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  7. Westwind schrieb: „Außerdem würde ich hier gerne auch mal kritische Informationen dazu lesen, wie es bspw. bei TESLA wirklich aussieht“.
    Würde mich auch interessieren. Ich fahre Model S aus 07/2017 mit „Autopilot“, aber ohne das Paket „Volles Potential für autonomes Fahren“, also das ist adaptiver Tempomat und Spurhalteassistent. Wenn ich sehe wie unbrauchbar schon diese Kombination arbeitet (z. B. ich bin auf der Autobahn auf der Überholspur und in einer Rechtskurve ist ein Auto, das in der Spur rechts von mir ist und bleibt -> er bremst runter wegen diesem Auto), habe ich wenig Hoffnung, dass Tesla einigermaßen auf Augenhöhe mit den Flotten mit autonomen Testfahrzeugen wäre.
    Nur viel heiße Luft von Elon Musk? Ich denke daran, meine Anteile an Tesla zu verkaufen. Tesla wird noch einige Zeit seinen Vorsprung in Technik und Marketing-Aufstellung bewahren können, aber scheint wirklich noch lange in prekärer Finanzsituation zu sein und Musk greift immer wieder zu Notlügen.

    https://de.investing.com/analysis/steuert-tesla-immer-noch-auf-eine-pleite-zu-200230779?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=7576

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    1. Zitat von Georg Christoph Lichtenberg, Physiker 1742-1799:
      „Es ist nicht gesagt, dass es besser wird, wenn es anders wird.
      Aber wenn es besser werden soll, muss es anders werden.“

      Diejenigen, die etwas anders machen, etwas riskieren, haben die Chance zu scheitern.
      Aber auch zu gewinnen.
      Beispiel Apple: Von der Beinahe-Pleite zum wertvollsten Unternehmen der Welt

      Diejenigen, die alles beibehalten und glauben mit den Erfolgen der Gegenwart die Zukunft gestalten zu können werden auf jeden Fall scheitern.

      Es sind die Steve Jobs und die Elon Musk’s, die den Fortbestand unserer Gesellschaft sichern, nicht die Mercedes, Audi’s und BMW’s.

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  8. Nee, der investing.com Artikel ist nicht einfach ein weiterer Mainstream-Totholzmedien-Artikel nach dem Motto „Tesla geht Pleite“

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  9. „Das Fraunhofer Institut reiht sich damit in die Liste anderer deutsche Organisationen ein, die beitragen die Zukunft für Deutschland zu vergeigen“

    Im Gegenteil, der Autor dieses Artikels reiht sich in die Liste der Digitalisierungsblasen Hype-Mitläufer ein, ohne auch nur das geringste Verständnis davon zu haben warum es mehr als fraglich ist ob es sowas wie ein selbstfahrendes Auto jemals geben wird.

    Oder um es mit den Worten von Waymos product chief Dan Chu zu sagen:

    „We’re definitely under no illusions about the path ahead of us, I think anyone who says otherwise doesn’t understand the challenges as deeply as we do.“ – Dezember 2018, Quelle:

    https://www.wired.com/story/waymo-self-driving-taxi-service-launch-chandler-arizona/

    Lieber Autor, wenn du mal was mit Gewicht sagen willst statt nur heiße Luft zu produzieren dann recherchiere doch mal zu folgenden Themen:

    -Wie erfolgt eine Validierung von Sicherheitsfunktionen welche auf einem Maschinenlern-Algorithmus basieren nach dem V-Modell, und wie sollen überhaupt die Anforderungen an SW Entwicklung der von der 61508 abgeleiteten C Normen wie 26262 damit eingehalten werden?

    -mit welcher Technik soll eine Positionsbestimmung mit ASIL D möglich sein?

    – wie soll eine Validierung von Objektklassifizierungen welche über optische Verfahren erfolgen soll mit ASIL D möglich sein? Anhand welcher Merkmale will man überhaupt z.B. einen Menschen mit ASIL D optisch erkennen? Wird es nur noch standard-Menschen in standard Positionen und Körperhaltungen geben?

    -welche Verfügbarkeit kann im Freien mit optischen Sensoren maximal erreicht werden?

    – wenn man ASIL D, SIL 3 oder vergleichbare nicht mehr „gesund testen“ kann, warum scheint gesund testen dann bisher als Mittel der Wahl zum Nachweis zu gelten, wenn man den Berichten über „erfolgreiche Testkilometer“ folgt?

    – wie lang braucht es um Pfhd von 10^-8 in einem Test nachzuweisen, wenn das Fahrzeug im Schnitt 40km/h fährt? Um wieviele Dimensionen ist das noch von den bisher von Waymo gemeldeten Strecken ohne Eingriff entfernt?

    -wo liegt das Problem mit dem gesund testen bei ASIL D Funktionen?

    Nach der Beantwortung dieser Fragen bist du immerhin schon mal so weit wie Waymo beim Verständnis der Probleme 😉

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    1. Bist Du jemand der täglich von selbstfahrende Autos von 62 Herstellern umgeben ist, ihnen ständig auf den Straßen begegnet und die aktuellen Zahlen dazu kennt, oder bist Du ein Ingenieur der gut darin ist zu erklären, wo all die Schwierigkeiten liegen und dass diese Versuche alle zum Scheitern verurteilt sind und das was andere (Waymo und Co) bereits geschafft haben so eigentlich nicht funktionieren kann? Du bestätigst nur genau das,was der Artikel sagt. Nur weil Du es nicht kannst oder soweit bist heißt nicht, dass andere es nicht können.

      Ich lade Dich ein, mal ins Silicon Valley zu kommen und zu sehen, was hier los ist.

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      1. Das sind keine selbstfahrenden Kraftfahrzeuge, sondern „Hinterhofwerkstattbastelprodukte“. Du betrachtest hier immer nur die Technik, ohne die grundlegend unterschiedlichen Rechtsräume zu betrachten. Im angloamerikanischen Recht folgt die Regulierung auf das Produkt, während im römisch-germanischen Rechtsraum ein Produkt nur am Markt bereitgestellt werden darf, wenn es der Regulierung entspricht. Im größten Einzelmarkt bei dem nahezu jeder sich ein Auto leisten kann, also im Bereich der ECE mit 750 Mio Menschen, gilt nun einmal erst die Regulierung, dann das Produkt.

        Ja, ich teile die Annahmen von Gunther Dück und Lars Thomsen zur Mobilität. Ja, ich sehe auch dass die Produkte der Amerikaner irgendwie weiter zu sein scheinen. Ja, ich sehe auch dass Prognosen die die Zukunft betreffen schwierig sind und Fraunhofer hier ggf. sehr weit daneben liegt.

        Aber: Die Integrität der Sicherheit nach SIL-Level und die Einhaltung von Normen wie die ISO 26262 sind bei der ECE schlicht Voraussetzung für die Homologation. NAFTA ist angesichts dessen dass die Asiaten (insbesondere China und Indien) sich derzeit nach europäischen Standards richten übrigens ein vergleichsweise kleiner Markt und die USA werden sich noch schwer umsehen. Für China ist es dank der (erzwungenen) Kooperationen und der damit verbundenen Know-How-Übertragung mittlerweile sehr leicht geworden europäische Standards zu übernehmen oder zu erfüllen. Einhundertprozentige Übernahmen von Unternehmen wie Volvo oder Kuka tun da ihr Übriges.

        Und wenn die Bürger der USA sich den blonden Dorftrottel noch einmal zum Präsidenten wählen, sehe ich sowieso schwarz. ^^

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      2. Du meinst also, dass die Europäer die einzigen sind, die Regulierungen im Automobilbereich haben und man deshalb von deutscher Herstellerseite her gar nicht so weit sein kann, weil alles so streng ist? Aber beim Diesel schummeln sie was das Zeug hält, umgehen diese strengen Gesetze und lassen sich welche bei Abgasregeln schreiben die ihnen angenehm sind? Wie geht denn das jetzt überein?

        Und damit meinst Du auch, dass die Amerikaner es ja leichter haben, weil es keine so strengen Standards gibt wie in Europa und die „Hinterhofwerkstattbastelprodukte“ (wie Du es abschätzig nennst, weil die deutschen in Superfabriken professionelle Dieselschummeleinrichtungen herstellen) eben es leichter haben? Meine Güte, was für ein Quatsch. Du hast wohl noch nie eine Entwicklungsabteilung von innen gesehen? Und Dich mit Emissionsstandards und der NHTSA und den einzelnen Regulierungen der DMVs auseinandergesetzt? Wenn Du das als Argument für den Rückstand der deutschen Hersteller ranziehen musst, dann ist man schon sehr arm dran. Weil die Automobilindustrie sich eigentlich jeden Standard schreiben lassen kann, wenn sie nur will (siehe Abgase oben), weil sie eben so eine wichtige Industrie in Deutschland ist. Aber bei Gesetzen zum autonomen Fahren ist sie plötzlich so hilflos?

        Und römisch-germanisch – wie vool klingt das – scheint ja dann wirklich absolut in Stein gemeißelt zu sein, dass man da nie etwas machen kann, schon gar nicht Gesetze anpassen für neue Produkte. Jeeeez, das klingt sehr nach einer verzweifelten Suche nach Gründen für den Rückstand. Mit dem Argument gäbe es eigentlich keine Autos bei uns, weil dann würden wir immer noch mit römischen oder germanischen Pferdefuhrwerken herumfahren.

        Darf ich weiters darauf hinweisen, dass die Amerikaner auf die Schummeleinrichtungen beim Diesel draufgekommen und dagegen vorgegangen sind? Und nicht etwa, weil deren Standards und Regulierungen so lax sind, sondern weil sie nicht nur streng sind sondern sie auch durchgesetzt werden und Vergehen bestrafen. Wie ist das in DE? Dieselschummelei trotz strenger Gesetze und Regulierungen, aber vor Gericht wird man ja doch nicht ziehen müssen, oder?

        Ach, und dann zum Schluss noch die Keule mit dem Dorftrottel Trump? Wirklich? Von jemanden aus dessem Land die Nazis kamen und die AfD fleißig gewählt wird? Echt jetzt? Auf dem Niveau willst Du jetzt hier diskutieren, statt sachlich fundiert?

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  10. Es ist für mich immer wieder spannend, wie sehr sich manche von euch in Details verirren und damit den Blick auf das Wesentliche verlieren.
    Das Smartphone hat sich NICHT durchgesetzt, weil es ein Telefon, eine Kamera und Internetzugang in ein Gerät zusammengepackt hat. Das hatte auch Nokia.
    Das Smartphone hat sich durchgesetzt, weil das legale Musikhören, Filme schauen, das kommunizieren und Bilder tauschen mit Freunden auf einmal GANZ EINFACH und GANZ KOSTENGÜNSTIG wurde.
    Und weil es eine App-Plattform zur Verfügung stellt, mit der man alle Lebensbereiche gestalten kann, von der Hausgerätebedienung bis zum Ordern von Essen oder eines Robotaxis.
    Und das, obwohl der Netzausbau damals noch lausig war.

    Beim Autonomen Fahren wird es noch dramatischer sein:
    – Von A nach B zu gelangen wird beispiellos komfortabel und kostengünstig sein.
    – Die Zeit während der Fahrt für alles Mögliche zu verwenden wird völlig neue Geschäftsfelder hervorbringen, so wie beim Smartphone die Dienste von Facebook, WhatsApp, Instagram, usw.

    Ich arbeite in diesem Bereich und das Dienste-Angebot während der Fahrt wird riesig sein:
    Der fahrende Konferenzraum, Speisen eines 4-Gänge-Menü’s, Ein Gesundheitscheck, eine Massage, Fitnesstraining usw.
    „Noch dramatischer“ habe ich geschrieben, weil das Smartphone zumindest noch in Eigenbesitz ist und so ein Statussymbol darstellt. Darauf baut das Geschäftsmodell von Apple auf.
    Der Anteil des „Autos“ ist beim autonomen Fahren das nebensächlichste überhaupt und wird niemanden mehr interessieren. Geld wird nur mehr mit Dienstleistung verdient.
    Ein weiterer Effekt kommt noch dazu: Die Kinetose (Reisekrankheit).
    Ein autonomes Fahrzeug, wo man nicht mehr selbst fährt oder permanent vorne hinausschaut erfordert völlig andere Fahrstrategien, dass einem nicht schlecht wird.
    Das ist ein riesiges Thema, untern Strich bleibt übrig, dass man mit 20-30 kW Antriebsleistung locker zurechtkommt. (Ausnahme Schelltaxis auf der Autobahn)
    Automarke, Motorleistung, Reichweite werden vollständig aus dem Fokus der Nutzer verschwinden.
    Oder wählst du dir heute ein Taxi anhand seiner Motorleistung aus?

    Die Moral von der Geschicht‘:
    1. Das Bessere setzt sich IMMER durch.
    2. Lidar und Nvidia-KI-Rechner stehen ALLEN zur Verfügung. Gewinnen wird, wer VIEL in der Praxis testet.
    3. Die Geschäftsmodelle werden sich RADIKAL verändern, das am wenigsten wichtige Element in der neuen Mobilität wird das „Auto“ sein.

    Die deutsche Autoindustrie setzt aber immer noch voll auf die Heilige Kuh „Auto“ und das auch noch mit Verbrennungsmotor. Man packt halt ein wenig mehr Software rein.
    Deshalb bin ich mit Mario einig:
    Der Untergang der deutschen Autoindustrie ist kaum noch aufzuhalten.

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