General Motors stellt die Finanzierung der Entwicklung von selbstfahrenden Robotaxis von Cruise ein. Der Detroiter Autobauer kündigte dies heute in einer Presseaussendung an. Stattdessen will GM sich auf die Weiterentwicklung des Fahrerassistenzsystems Super Cruise konzentrieren.
GM wird auf den Fortschritten von Super Cruise aufbauen, der „hands-off, eyes-on“-Fahrfunktion des Unternehmens, die inzwischen in mehr als 20 GM-Fahrzeugmodellen angeboten wird und derzeit über 10 Millionen Meilen pro Monat zurücklegt.
GM beabsichtigt, die technischen Teams von Cruise LLC und GM, die sich mehrheitlich im Besitz des Unternehmens befinden, in einem einzigen Unternehmen zusammenzuführen, um das autonome und assistierte Fahren voranzutreiben.
Als Grund gibt GM an, dass „in Anbetracht des erheblichen Zeit- und Ressourcenaufwands, der für die Ausweitung des Geschäfts erforderlich wäre, und eines zunehmend wettbewerbsorientierten Robotaxi-Marktes“ dies nicht mehr den Prioritäten GMs entspricht.
Cruise Automation, 2013 von Kyle Vogt und Dan Vogt gegründet und 2016 um über eine Milliarde Dollar an GM verkauft, war neben Waymo einer der ersten Betreiber einer fahrerlosen Robotaxiflotte in San Francisco und anderen Städten in den USA. Mehrere hundert Fahrzeuge waren dabei seit August 2023 in San Francisco unterwegs, die fahrerlos im kommerziellen Betrieb mit Passagieren fahren durften.
Ich selbst habe dabei etwa 130 Fahrten unternommen und an mehreren Stellen berichtet.
Im Oktober kam es dabei zu einem von Cruise nicht verschuldeten Zwischenfall mit einer Fußgängerin, die dabei unter dem Cruise steckenblieb und weitergeschliffen wurde (hier der genaue Unfallhergang). Die nachherigen Fehler des Managements bei der Zusammenarbeit mit den Behörden führten zu einer Suspendierung der Lizenz. Es kam zu einer Umstrukturierung des Unternehmens und Übernahme des Managements durch erfahrene Automanager aus Detroit, die aber ein völlig anderes Mindset mitbrachten. Der Vorsprung durch Waymo, das rasant seinen Robotaxibetrieb ausbaut, und die Schwierigkeiten bei GM, das es nicht schafft seine Produktion auf Elektroautos umzustellen und mit Absatzproblemen kämpft, haben nun Cruise den Todesstoß gegeben.
GM schraubt damit nach den Elektroautos auch die Ambitionen für die zweiten automotive Disruptionswelle – dem autonomen Fahren – zurück. Sie ziehen dabei ähnliche Konsequenzen wie Ford und Volkswagen, die letztes Jahr ihre eigene Selbstfahrdivision Argo killten, und das auch nach 3,5 Milliarden Dollar Investitionen. Stattdessen kümmern sich alle Hersteller nun vorwiegend um die Entwicklung besserer Fahrerassistenzsysteme, mit der Hoffnung, dass sie damit auch autonomes Fahren ermöglichen können. Doch von der Entwicklung der besseren Kerze zur Glühbirne zu kommen ist kein begehbarer Pfad. Er ist als ob man mit der Leiter zum Mond will.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
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