Tesla ist unweigerlich stark mit der Person Elon Musk verbunden. So ist er zweifellos der Grund für den Erfolg des Unternehmens und dem positiven Bild von Elektroautos hauptverantwortlich. Solange er seine Leadership in seinen Unternehmen zeigte, wurde über all seine nicht so positiven Eigenheiten gerne hinweg gesehen. Sein Biograph Walter Isaacson berichtete von einigen dieser Eigenschaften wie dem „Demon Mode“ und seiner Art, Dringlichkeit zu erzeugen, auch wenn sie nicht notwendig schien. Oder der, dass er gerne mal aus dem Stand Leute feuert.
Doch in den letzten Monaten scheinen Elon Musks negative Verhaltensweisen überhand zu nehmen. Öffentlich sehr prominent sichtbar war die Übernahme der sozialen Medienplattform Twitter, die er zu einem Hort von Hassrede, Rechtsextremisten und Trollen verwandelt hat. Nicht, dass Twitter vorher schon davon frei war, aber die Probleme haben sich dramatisch verschlimmert und Werbende verließen in Scharen die Plattform und ließen den Wert von X – wie Twitter jetzt heißt – zwei Drittel nach unten rasseln. Und Werbeeinkünfte sind nicht mehr zu sehen, denn Werbetreibende vermeiden die Plattform wie die Pest.
Und nachdem Musk Donald Trump bei seinem erneuten Antritt als US-Präsident mit 250 Millionen Dollar gesponsort hat und scheinbar bisher vertretene Positionen (Öl ist schlecht, Elektroautos sind gut) über Bord geworfen hat, hat sich der Teufelskreis nur beschleunigt. In Deutschland und Europa stießen Musks Empfehlungen für die rechtsradikale Alternative für Deutschland (AfD) auf. Er gab der Parteiführerin Alice Weidel sogar eine Plattform, indem er sie zu einem Live-Stream auf X hostete und bei einer AfD-Wahlveranstaltung auf der Videoleinwand erschien.
Die von Musk und Weidel diskutierten Themen und Meinungen zeugten von geschichtlicher Desinformation und Ignoranz. So meinten die beiden, Hitler sei eigentlich ein Kommunist gewesen.
Frage: wie rechtsextrem muss man sein, wenn einem Hitler als links erscheint?
Das war nicht das erste Mal, dass Trump Rechtsxtremen und Verschwörungstheoretikern eine Plattform bot, und besonders eine Geste, die eindeutig einen Nazi-Salut darstellt, fielen auf. Auch wenn einige diese zweimal durchgeführte Geste als etwas Unschuldiges entschuldigen wollten, diese Geste selbst zu wiederholen lehnten alle ab. Leadership-Coaches würden ihren Führungskräften jedenfalls immer empfehlen, eine solche Geste unter allen Umständen zu vermeiden. Das sagt eigentlich alles darüber aus, wie diese Geste zu interpretieren ist.
Unmittelbar nach Trumps Wahl als 47. Präsident verdoppelte sich Tesla Aktienkurs zwar, doch die Schwankungen sind massiv und ein Plateau scheint erreicht zu sein. Nicht zuletzt, weil weitere wirtschaftliche Maßnahmen Tesla und andere Elon-Musk-Firmen direkt treffen. Nämlich durch Vegeltungsmaßnahmen.
So sind die von US Präsident Donald Trump angekündigten und verhängten Strafzölle gegen Mexiko und Kanada rasch wieder zurückgezogen geworden, als beispielsweise Kanada begann ebenso Strafzölle gegen Waren aus von republikanischen Gouverneuren regierten US-Bundesstaaten zu verhängen, Geschäfte Produkte aus diesen Bundesstaaten aus den Läden zu entfernen und Ontario einen 100 Millionen Dollar umfassenden Vertrag mit Elon Musks Starlink auflöste. Auch wurden von den betroffenen Ländern inklusive China Strafzölle direkt gegen Tesla gerichtet verhängt. Auch die EU will direkt gegen Tesla gerichtete Maßnahmen verhängen.
Und nun hinterlässt Musks eindringen in und Coup-ähnliches Verhalten mit dem US Finanzministerium in der amerikanischen Öffentlichkeit, beim US Congress und im Rest der Welt einen bitteren und totalitären Beigeschmack. Und das Schlimmste könnte noch bevorstehen, und ehrlich gesagt, man will es sich nicht ausmalen. Trump und Musk stürzen die USA durch ihre Ideologie und Rachsucht in ein unnötiges Chaos.
Die Auswirkungen auf Musks Firmen sind schon jetzt zu sehen, am prominentesten bei Tesla.
Auswirkungen auf Tesla
Elon Musks Verhalten scheint direkte Auswirkungen auf Tesla zu haben und Tesla langsam in den Abgrund zu ziehen. In Kalifornien fielen Teslas Verkaufszahlen im 4. Quartal um 11,6 Prozent. Teslas Marktanteil im goldenen Bundesstaat sank von 60 Prozent im Jahr 2023 auf 52.5 Prozent im Jahr 2024. Nimmt man die Zahlen von Tesla aus den kalifornischen Verkäufen, dann stiegen die Verkaufszahlen in Kalifornien um 20 Prozent. Inkludiert man Tesla, dann stiegen die Elektroautoverkäufe um 1,2 Prozent.
Der Cybertruck wiederum, von dem kolportierte ein Millionen Vorbestellungen vorlagen, erweist sich als Ladenhüter. Letztendlich resultierten diese Vorbestellungen in nur 40.000 tatsächlich ausgelieferte Stück, und das trotz steuerlichen Subventionen, Preisnachlässen und zusätzliche Angebote wie eine Gratisfolierung. Es hilft dabei nicht, dass Cybertruckbesitzer vermehrt die Erfahrung machen, dass ihr Fahrzeuge Ziele von Vandalen werden, die damit Musk meinen. Gleich mehrere Beispiele solcher Hassattacken auf Cybertrucks sind auf dem YouTube-Kanal Wham Baam Teslacam zu sehen, und zwar ab 6:03, 7:06 und 8:44.
Die Verkaufszahlen fallen aber auch in Europa für Tesla. Im Jänner 2025 fiel der Tesla-Absatz um gleich 47,7 Prozent im Vergleich zum Jänner 2024. Nicht nur das: das Model Y wurde vom Spitzenplatz des beliebtesten Autos in Europa gestürzt und sogar wieder vom VW Golf überholt.
Ebenso leidet die Marke stark unter Musks Auftreten. In Schweden assoziieren nur mehr 11 Prozent Positives mit Tesla und der Markenwert fiel von 58 Milliarden auf 43 Milliarden Dollar.
In einer Novus-Umfrage, die nach Trumps Amtsantritt durchgeführt wurde, sank der Anteil der Schweden, die Tesla positiv sehen, von 19 % in einer ähnlichen Umfrage, die vom 15. bis 17. Januar durchgeführt wurde, auf 11 %, während der Anteil derjenigen, die eine negative Meinung haben, von 47 % auf 63 % stieg, berichtet TT.
Auch wenn Fred Lambert von electrek die schwächelnden Verkaufszahlen auch teilweise mit dem in die Jahre gekommenen Modellen begründet, so ist doch nicht zu unterschätzen, wie stark die Marke unter Elon Musks an den Tag gelegtes Verhalten dem Unternehmen schadet. Ich selbst habe meinen Cybertruck abbestellt, wie ich vor drei Monaten in einem LinkedIn-Post und meinem Newsletter erläutert und begründet habe, und die Kontroverse war bemerkenswert. Von übelsten Beschimpfungen bis zu unterstützenden Kommentaren reichte das Feedback.
Zwischenzeitlich habe ich von vielen Bekannten, die in der Vergangenheit auf Tesla schworen, dieselben Geständnisse gehört. Sie wollen ihren Tesla loswerden und kaufen nun andere Marken. Ein österreichischer Geschäftsführer, der selbst Tesla-Anhänger war, sagte mir sogar, dass sie in seinem Unternehmen Teslas als Firmenwagen nun nicht mehr zulassen.
Quo Vadis, Tesla?
Wird ein Facelift des Model Y helfen? Erste Bestellzahlen in China können darauf hinweisen, doch Chinesen haben mit ihren heimischen Marken eine vergleichbare und billigere Auswahl, mit der sie zudem noch patriotisches Bewusstsein zeigen können. Wird der 2025 kommende Roadster helfen? Wohl kaum, denn dieser wird ein teures Nischenprodukt sein. Und wie steht es mit dem Cybercab? Das muss erst mal auf die Straßen kommen und die FSD die Versprechungen einhalten.
Die Frage stellt sich nun für viele, ob man einen solch erratisch auftretenden Charakter wie Elon Musk sein Geld nachschmeißen und mit ihm Verträge abschließen will? Die früheren Twitter-Werbekunden, die nun mit einer Gerichtsklage konfrontiert sind, die Musk gegen sie eingereicht hat, weil sie auf seiner Plattform unter Rechtsextremen und Hassrede nicht mehr werben wollen, haben eine eindeutige Antwort.
Für den Tesla-Aufsichtsrat wird die Frage nach einer Ablösung von Elon Musk als CEO und Entflechtung der Verbindung dieses Mannes mit Tesla dringlicher. Denn sonst könnte er das Unternehmen in den Abgrund ziehen.
UPDATE: gerade als ich das schreibe, berichtet electrek davon. Es scheint etwas Dynamik bei Tesla-Aktionären zu entstehen, die Elon Musks Verhalten thematisieren wollen und auch vor dem Vorschlag, ihn als CEO abzusetzen, nicht zurückschrecken.
Ich persönlich schwanke nun zwischen Lucid Gravity und Rivian R1S als mein Auto nach meinem Tesla Model 3. Empfehlungen?
| Bücher zum Silicon Valley, der Zukunft, künstlicher Intelligenz, dem aufregenden Thema Innovation, der Automobilindustrie oder wie man sich bloß nicht entschuldigt, mit anderen Worten alles gute Bücher von mir. Und die will ich Dir ans Herzen legen. |
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Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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