Tensor präsentiert Robocar für den Privatbesitz

Lag der Fokus bei autonomen Autos bislang auf Robotaxis, die per App bestellt und in Flotten als Ridehailing-Fahrzeuge benutzt werden koönnen, so verschiebt sich die Aufmerksamkeit nun auf autonome Autos, die private PKW ersetzen.

Als erstes Unternehmen stellt Tensor das Tensor Robocar vor, das speziell für den Privatbesitz von Grund für einen dualen – also sowohl manuellen und autonomen – Betriebsmodus designt wurde. Das Fahrzeug kann sowohl von einem menschlichen Fahrer gesteuert werden, wie auch als Level 4-Fahrzeug zum Einsatz kommen.

Tensor ist das einzige vollständig autonome L4-Roboterfahrzeug, das Sie besitzen können.

Interessant ist dabei der duale Modus, der mit einem einfahrbaren Lenkrad und einfahrbaren Pedalen, wie auch einem Touchscreen, der sich auf der Fahrerseite von der Mittel- auf die Fahrerposition bewegen kann. Das Fahrzeug kann vollständig manuell gesteuert werden, dann ist ein Yoke-Lenkrad verfügbar und der Touchscreen befindet sich in der Fahrzeugmitte und zeigt Fahrdaten an. Wählt der Fahrer den autonomen Level-4-Modus, dann fährt das Lenkrad in die Konsole ein, die Pedale fahren ebenso ein, und der Touchscreen fährt von der Mitte auf die Fahrerseite. Auch der Beifahrer und die beiden Passagiere hinter den Vordersitzen haben einen gleich großen Touchscreen.

Sensoren

Die Sensorausstattung umfasst 37 Kameras, 5 Lidars, 11 Radars, 22 Mikrofone, 10 Ultraschallsensoren, 3 IMUs und GNSS für die Navigation, 16 Kollisionsdetektoren, 8 Wasserstandsmelder, 4 Reifendrucksensoren, 1 Rauchmelder und dreikanaliges 5G.

Im Fahrzeuginneren sind beispielsweise vier abdeckbare Kameras inkludiert, jeweils eine vorne am Fahrer- und Beifahrersitz, sowie jeweils eine für die Passagiere im Wagenfond, die für Online-Meetings aus dem Fahrzeug heraus verwendet werden können.

Die 22 Mikrofone, die sowohl innen als auch außen angebracht sind, erlauben es dem Besitzer beziehungsweise den Passagieren mit dem Fahrzug über ein proprietäres, multimodales Sprachmodell zu sprechen und Anweisungen zu geben. Auch über die Tensor-App am Smartphone kann mit dem Fahrzeug durch Sprache kommuniziert werden. Durch diese Integration wird das Fahrzeug auch als agentisches KI-Fahrzeug angepriesen.

NVIDIA liefert den Onboard-Supercomputer mit 8.000 TOPs aus und ermöglicht so die KI und Sicherheit durch redundante Systeme.

Fahrzeugdesign

Der Zugang zum Fahrzeug geschieht durch die App, durch Knöpfe am B-Träger, oder durch Gesichtserkennung. Die Türen sind sogenannte Portaltüren, wie sie beispielsweise bei Rolls Royce oder Bentley zum Einsatz kommen. Die Vordertüren öffnen dabei auf einen Winkel von 89 Grad, die Hintertüren auf einen von 81 Grad.

Das Fahrzeugdesign nimmt Rücksicht auf die Sensoren. So sind sowohl die Front als auch das Heck so designt, dass das am Dach sitzende Lidar einen uneingeschränkte Sichtwinkel hat. Auch die Lidars an den Seiten, der Vorder- und Rückseite sind so angebracht, dass sie in den Wagenform eingebettet sind, ohne dabei Sichteinschränkungen zu haben. Weitere einfahrbare Sensoren sind auch an den Unterseiten der Türen angebracht, die eingeklemmte und oder dem Fahrzeug befindliche Objekte erkennen können. An die Sensoren sind auch kleine Wischer und Sprühdüsen angebracht, die beispielsweise die Kameras von Schmutz oder Nässe befreien. Die wichtigsten Sensoren sind sogar mit Abdeckung versorgt, die die Sensoren im geparkten Zustand beschützen.

Die Abwärme der Sensoren und Prozessoren wird in kälteren Wetterbedingungen zum Heizen des Fahrzeuginnerens verwendet. Dabei ist das thermische Management auch redundant ausgelegt. So sind jene für das autonome Fahren von der Hauptkühlungseinheit für beispielsweise die Batterie getrennt.

Der Frontgrill ist flexibel, und wird bei niedrigeren Geschwindigkeiten aufgeklappt, bei höheren Geschwindigkeiten geschlossen, um Elektromotor und Batteriepack vor Schäden durch Objekte zu schützen.

Das Lenkrad ist Drive-by-Wire vom Partner Autoliv, die Bremsen Brake-by-Wire vom Parnter Bosch.

Viel wert wurde auch auf Redundanzen gelegt. Die elektrische und elektronische Architektur von Tensor bietet in den Bereichen Stromversorgung, Kommunikation und Steuerung vollständige Redundanz. Damit soll in jedem Szenario eine ausfallsichere Leistung gewährleistet werden.

Am Fahrzeugäußeren sind in die LED Scheinwerfer auch Mitteilungen für Passanten und andere Verkehrsteilnehmer integriert. So wird kreuzenden Fußgängern angezeigt, dass das Fahrzeug diese sieht, indem es Figuren auf einem Zebrastreifen anzeigt. Auch teilt es mit, ob jemand gerade ein- oder aussteigt.

Fahrzeugdimensionen

Das Tensor Robocar ist überraschend groß.

Der Kofferraum ist sehr großzügig dimensioniert, der Frunk allerdings viel kleiner.

Fahrzeugproduktion

Das Tensor Robocar wird von Vinfast, einem vietnamesischen Elektroautohersteller, in der Hai Phong-Fabrik in Vietnam hergestellt. Das Design, die Selbstfahrtechnologie wie auch die Sensorauswahl und – arrangement stammen von Tensor.

Künstliche Intelligenz

Die KI von Tensor basiert auf dem Tensor Foundation Model. Im Gegensatz zu herkömmlichen regelbasierten Systemen ist sie vollständig datengesteuert und lernt Wahrnehmung, Vorhersage und Planung aus realen und simulierten Datensätzen. Basierend auf der Transformer-Architektur und Sensorfusion navigiert sie auch durch schwierige Bedingungen wie Nacht, Blendung, Nebel und Regen. Die Dual-System-KI von Tensor spiegelt die menschliche Wahrnehmung wider: System 1 liefert schnelle, reflexartige Reaktionen durch Imitationslernen von erfahrenen Fahrern, während System 2 ein ausgeklügeltes multimodales visuelles Sprachmodell verwendet, um seltene und komplexe Grenzfälle zu durchdenken. Damit soll Tensor in der Lage sein, nicht nur vorhersehbare, sondern auch unvorhergesehene Situationen zu bewältigen.

Besitzer können auswählen, ob sie die Fahrdaten ihres eigenen Fahrzeugs mit Tensor teilen wollen, damit neue Daten für das Training und die Weiterentwicklung des Tensor Foundation Models verwendet werden können.

Privacy

Großer Wert wurde auf Datenschutz und Privacy gelegt. Besitzer können auswählen, ob Daten mit der Tensor-Cloud geteilt werden sollen oder nicht. Die KI lernt von der Interaktion mit den Besitzern des Fahrzeugs deren Präferenzen und Fahrwege, oder den Aufenthaltsort, teilt sie aber nicht mit Tensor oder Drittanbietern, sondern hält sie nur lokal gesichert auf dem Fahrzeug vor. Zusätzlich sind physische Abdeckung für die Kameras und Mikrofonabschaltungen eingebaut.

Updates

Software- und KI-Updates kommen wie beim Smartphone oder anderen fortgeschrittenen Hersteller per over-the-air-(OTA)-Updates.

Verfügbarkeit und Preis

Das Tensor Robocar soll ab der zweiten Hälfte 2026 in ausgewählten Märkten in den USA, Europa und dem Nahen Osten erhältlich sein. Schon heute kann das Fahrzeug hier vorbestellt werden. Über den genauen Preis hat sich das Unternehmen noch nicht ausgelassen. Auch zur Reichweite gibt es noch keine Details.

Unternehmen

Tensor wurde im August 2016 in den USA unter dem Namen AutoX gegründet, und betrieb unter dieser Marke Robotaxis in mehreren Städten in China. Diese Aktivitäten wurden nun eingestellt, um den Fokus vollständig auf Robocars zu richten. Tensor hat Niederlassungen in Barcelona in Spanien, in Luxemburg, Dubai und Singapur. CEO ist Jay Xiao, COO Jewel Li, CMO Amy Luca, und Chief Business Officer Hugo Fozzati.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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