Tesla: Der volkswirtschaftliche Schaden einer sechsmonatigen Verschiebung

Nun ist die sechsmonatige Verschiebung fix. Nichts wird es mit dem angepeilten Start der Produktionsaufnahme in der Tesla-Fabrik in Berlin-Grünheide im Juni/Juli 2021. Achtzehn Monate waren vom Spatenstich bis zur Eröffnung geplant, und dass Tesla das kann, hat das Unternehmen schon in Schanghai bewiesen, wo es sogar weniger als 12 Monate vom Feld zur Übergabe des ersten Fahrzeugs brauchte.

Nun sind die Gründe für die Verzögerung sicherlich beiden Seiten – den Behörden und Tesla – zuzuschieben, und es stellt sich die Frage, inwieweit beide Seiten blind in offene Fragen hinein gelaufen sind. Wusste man wirklich nicht, dass die nicht ausreichende Wasserversorgung ein Problem werden könnte? Hätte Tesla die Bauherrenrolle besser managen können? Wieso läuft ein so prominent von der obersten Politik unterstütztes und in der Öffentlichkeit sichtbares Projekt so aus dem Zeitplan? Immerhin s sprechen wir von einem Drittel mehr Zeit.

Wovon man weniger liest sind die volkswirtschaftlichen Kosten, die mit der Verzögerung einhergehen. In den ersten sechs Monaten hat Tesla in Schanghai mehrere anfänglich tausend Fahrzeuge im Monat bis zu 10.000 Stück produziert. Das heißt, mit der Tesla Gigafactory Berlin wären realistisch zwischen 10.000 und 50.000 Fahrzeuge im zweiten Halbjahr 2021 zu erwarten gewesen. Schon mit 10.000 Stück und einem Durchschnittspreis von 40.000 Euro wären da 400 Millionen Euro an Erlösen zu rechnen, mit den entsprechenden Abgaben, die in die Bundeskasse fließen. Berücksichtigt man die Effekte durch Zulieferer und Arbeitskräfte, die ebenfalls Geld verdienen, ausgeben und Steuern zahlen, dann summiert sich das rasch auf. Bei 50.000 Fahrzeugen lägen die Erlöse schon bei zwei Milliarden Euro für die ersten 6 Monate. Wir kommen somit leicht auf dutzende bis mehrere hunderte Millionen an Steuereinnahmen, die verlorengehen. Ganz zu schweigen von den anfallenden Umweltkosten, die jeder Verbrenner verursacht, der nicht von einem Tesla ersetzt wird.

Diese Kosten sind die Umweltbeeinträchtigungen durch die Tesla-Fabrik gegenüberzustellen. Die bundesweiten volkswirtschaftlichen und Umweltkosten durch die Verzögerungen der Inbetriebnahme der Tesla-Fabrik könnten die lokalen Kosten weit übertreffen, doch selbst die lokalen Kosten könnten durch geeignete begleitende Maßnahmen, die parallel mit dem Bau vorgenommen werden – wie beispielsweise Neupflanzung von Wald oder Umsiedlung bedrohter Tierarten – minimiert werden.

Dieser Beitrag wurde auch auf Englisch veröffentlicht.

4 Kommentare

  1. Nein lieber Mario Herger – Umweltschäden sind NICHT gegen prognostizierte volkswirtschaftliche Schein-Kosten gegenzurechnen. Das ist NICHT das Prinzip von Umweltschutz.
    Ebenfalls sind keine betriebswirtschaftlichen Kosten gegenzurechnen.
    Wenn man innerhalb weniger Monate drei Mal den Plan ändert, dann ist dies entweder Kalkül, um Projektteile einfacher durch die Bauplanung zu bekommen – oder es ist Unfähigkeit und Planlosigkeit.
    Bei einer Behörde als Bauträger würden viele letzteres vermuten. Bei Tesla liegt die Vermutung nahe, dass es Kalkül ist. Demnach handelt die Behörde richtig.
    Und dann sei an dieser Stelle noch eins gesagt: Elektroautos sind nur dann umweltfreundlich, wenn sie grünen Strom bekommen. Wenn das nicht der Fall ist, dann sind diese nicht (viel) besser als Verbrenner.
    Daher wäre diese Bauverzögerung umweltpolitisch problematisch, wenn es um ein EE-Projekt gehen würde. Aber nicht bei einem Projekt zur Produktion von PkW.

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    1. Also werden weiterhin neue Verbrenner statt BEV verkauft – wie umweltschonend.
      Also hätte man eine ökologisch katastrophale, auf Kampfmittel-kontaminiertem Sandboden stehende Stangenmonokultur schützen sollen, die der Herstellung von Kartonagen (Verpackungen!) dienen sollte und ohnehin zeitnah schlagreif war, statt an anderer Stelle gesünderen Mischwald als Kompensation zu schaffen, wo vorher Agrarwüste war – wie umweltschonend. Wer diese armselige Stangenmonokultur als Wald bezeichnet, versteht nichts von Natur.
      Was mir an der ganzen Umweltschützerszene einfach nur noch stinkt, ist das Festhalten an überholten E-Auto-Mythen, dieser verbohrte Blick ganz tief tief tief in den eigenen lokalen Teller und die Unwilligkeit, auch mal den ganzen „Wald“ zu sehen, in dem der eigene „Einzelbaum“ steht.

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    2. …und noch etwas darf man nicht ausblenden: Die entgangenen Milliarden an potenziellen Steuereinnahmen, die angeblich nichts mit dem Umweltschutz zu tun haben und aus der Rechnung wegbleiben sollen, hätte man gut für den ökologischen Umbau verwenden können.

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