Mercedes: türkise Lichter für den autonomen Fahrmodus – Warum eigentlich?

Mercedes-Benz hat in Kalifornien und Nevada die Zulassung erhalten, an der Außenseite türkisfarbene Lichter zu verwenden, die anzeigen, dass das Fahrzeug sich im autonomen Fahrmodus befindet. In Kalifornien ist diese Genehmigung aktuell eine auf zwei Jahre beschränkte Sonderzulassung, die nur für Entwicklungsfahrzeuge gilt.

Mit den in den Scheinwerfern, Rücklichtern und Rückspiegelgehäusen eingebauten Lichtmarkern zeigt der Mercedes Drive Pilot an, dass nun der Computer das Fahrzeug steuert. Bei diesem „autonomen Fahrmodus“ handelt es sich allerdings nur um den SAE Level 3, für den der Drive Pilot zugelassen ist, der nur auf Freeways bei unter 40 Meilen pro Stunde (etwa 64 km/h) mit einem Lead-Vehikel verwendet werden darf.

Diese Lichtmarker sind allerdings weder die „neuen Maßstäbe“, wie es die Mercedes-Benz Presseaussendung weismachen will, noch die große „technologische Innovation“ wie es Medien kolportieren. Schon Drive.AI, ein von Apple 2019 übernommenes Selbstfahrtechnologiestartup, testete LED-Monitore, um der Umgebung anzuzeigen, in welchem Fahrmodus es sich befindet und auch andere Mitteilungen mit seiner Umgebung zu kommunizieren.

Doch was genau bedeuten diese Lichtmarker? Sie sagen anderen nicht wirklich so etwas wie „Ich habe dich gesehen“, oder „Du kannst über die Straße gehen, ich warte auf dich“. Was also erwartet man sich davon, wie andere Verkehrsteilnehmer sich verhalten sollen, beziehungsweise was können diese vom Leucht-Mercedes an Verhalten erwarten? Das führt uns gleich dazu, dass die Leute erst mal lernen müssen, dass diese Leuchtmarker eine Bedeutung haben. Wer schult das genau? Am Ende des Tages sind diese Marker nichts anderes als die „Baby-an-Bord“-Aufkleber. Ändere ich mein Verhalten? Nicht wirklich…

Auch weitere Herausforderungen sind mit diesen Lichtmarkern bereits vorprogrammiert. Andere Hersteller haben bereits die Erfahrung gemacht, dass autonome Autos aggressiv von anderen Verkehrsteilnehmern behandelt werden. Sie werden geschnitten, ihnen wird die Vorfahrt genommen, und sogar Fälle von Abdrängen wurden beobachtet. Auch kommt es immer wieder zu Situationen, wo Fußgänger die Fahrzeuge mutwillig blockieren.

Auch wurde angemerkt, dass die Lichtfarbe leicht zu Verwechslungen mit Einsatzfahrzeugen führen würden, weil das Türkis von Mercedes und das Blau von Einsatzfahrzeugen leicht verwechselt werden können.

Des Weiteren zeigen diese Lichtmarker, dass Mercedes-Benz nach wie vor auf ein Modell eines Mischbetriebes setzt. Das Fahrzeug soll sowohl von Menschen als auch dem Computer gesteuert werden. Nur dann ist solch eine Anzeige nämlich nötig. Wären sie vollständig als autonome Fahrzeuge designt, bräuchten man diese türkisen Lichtmarker nicht. Es wäre schon von der Form des Fahrzeugs und der sichtbaren Sensoren deutlich erkenntlich, dass es sich hier um ein autonomes Fahrzeug handelt.

Eine wichtigere technologische Innovation oder das Setzen neuer Maßstäbe wäre, wenn Mercedes-Benz mal wirklich autonomes Fahren auf Level 4 zeigen, und sich nicht ständig in so kleinen Aktivitäten verzetteln würde. Mir kommt das vor, als ob man zum Mond zu kommen versucht, indem man eine immer längere Leiter errichtet.

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Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.