Mercedes entdeckt den Frunk

Zehn Jahre nach dem Tesla Model S kommt nun auf Mercedes drauf, dass ein Frunk vielleicht doch eine gute Idee ist. Ein Frunk is ein „Front Trunk“, also ein Kofferaum, der sich vorne unter der Motorhaube befindet. So wie schon beim legendären VW Käfer, wo sich der Motor hinten befand, konnte der Vorderteil, wo sich üblicherweise unter der Motorhaube der Verbrennungsmotor befindet, als Kofferraum Verwendung finden.

Mit Elektroautos hat sich das insofern geändert, als dank der viel kleineren Elektromotoren Stauraum frei wird. Und diesen nutzen Hersteller, die ihre Autos von Grund auf als Elektroautos designt hatten, auch aus. So haben sämtliche Modelle von Tesla einen Frunk, also Stauraum zur Verfügung. Den größten Frunk hat bislang Lucid Motors auf die Räder gestellt, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist:

Lucid Motors Frunk

Traditionelle Hersteller (aber auch einige neue Elektroautohersteller wie Nio), schenkten dem Funk bislang wenig Beachtung. Der Grund? Man wollte sich einerseits die Option offen halten, doch noch einen Verbrennungsmotor einbauen zu können, andererseits wurde angeführt, dass man damit weniger Umstellungsprobleme in den Autofabriken hat. Das soll unter anderem bei Volkswagen, BMW oder Mercedes so sein.

Beim EQC und dem EQS (aber auch bei allen anderen Elektrofahrzeugen) von Mercedes sieht man, wie es unter der Motorhaube aussieht. Und erkennt auch gleich, wie durch das Offenlassen des Antriebsstranges bei Elektroautos massive Rohrrahmen eingebaut werden müssen, um das Fahrzeug bei Unfällen sicher zu machen. So nebenbei packt Mercedes noch alles mögliche wie Kühlung oder Elektrik in diesen Bereich. Da bleibt nicht mehr viel übrig.

Und diese Motorhaube darf man als Besitzer*In gar nicht öffnen. Das soll nur der Mechaniker machen. Was zu wohl eine der merkwürdigsten Lösungen führt, damit man ohne Mechaniker*In Scheibenwischwasser nachfüllen kann. Ein fahrer*Innenseitig seitlich herausklappbares Dings, das offensichtlich bei Mercedes jemand als gute Lösung empfunden hat.

Nun hat das Mercedes-Management jahrelang den Frunk kleingeredet. Man erinnere sich an dieselbe Diskussion vor Jahren bei Cupholdern, wo als Argument dagegen die „Reinheit des Innenraumdesigns“ angeführt worden war, dass die Cupholder – wie sie speziell Amerikaner lieben – dieses „ruinieren“ würden. Beim Frunk musste man sich mehr verbiegen, denn mehr Stauraum schadet nie. Es klang schon fast nach einer Angst vor „Frunkenstein“, die man nun vielleicht überkommen wil.

Nun hat Mercedes eine Stellenausschreibung für einen Systemverantwortlichen Frontkofferraum gepostet, der einen „Creator“ dafür sucht. Nach jahrelangem Schlechtreden und Ignorieren des Frunks hat Mercedes nun dessen Bedeutung erkannt. Halbherzige Lösungen ziehen bei den Kund*Innen nicht und da erwartet man sich von Mercedes doch mehr.

Warum ist das gut? Nicht nur gewinnen Autobesitzer*Innen damit mehr Stauraum, es ist auch ein nicht unwesentliches Signal des Unternehmens, dass das vorliegende Fahrzeug kein halbherzig hingeklatschtes Elektroauto ist, damit man eben „auch etwas im Angebot hat“, sondern dass wirklich ein völliges Neudesign um den neuen Antriebsstrang durchgeführt worden ist, der das Auto darum herum zum Vorteil der Kund*Innen optimiert. Auch Ford scheint das langsam erkannt zu haben, sofern man die Patente zu neuartigen Stauraumlösungen im Frunk betrachtet.

Auch BMW und VW sollten sich das zu Herzen nehmen und nachziehen. Apropos zu Herzen nehmen:

Einstein würde diese beiden Bücher zur Künstlichen Intelligenz empfehlen, wollte er einen raschen und doch tiefen Überblick zu den philosophischen, menschlichen und praktischen Fragen zu KI erhalten wollen.
Und ich als Autor freue mich darüber natürlich sehr 😉

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

6 Kommentare

  1. Technisch immer sehr interessant:innen. Leider macht Gendersprachinnen das lesen eher mühsam als nützlich.
    Tesla hat es (den Frunk) vor gemacht. Es freut mich, dass es nun auch kopiert wird. Leider wird es wiedereinmal als neue Idee der deutschen Automobilindustrie verkauft…

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    1. Hast recht, ich werde ab jetzt nur mehr die weibliche Schreibweise verwenden. Männer können sich automatisch damit auch gemeint fühlen.

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    1. Hast recht, ich werde ab jetzt nur mehr die weibliche Schreibweise verwenden. Männer können sich automatisch damit auch gemeint fühlen.

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