Deans letzte Fahrt – Ein Abgesang auf die Taxifahrerzunft

Dean fährt seit fast 50 Jahren Taxi in San Francisco und ist was man ein echtes Original nennen könnte. Er unterhielt seine Fahrgäste mit dem Saxophon, auf dem er blies während er fuhr, sah Geschwindigkeitsbegrenzungen eher als Empfehlungen denn Vorschriften, und entführte einst ein 13-jähriges Mädchen und sperrte es in seiner Wohnung. Was schlimm klingt, war hingegen die Rettung für das Mädchen, das von einer Bande als Prostituierte festgehalten worden war, und dem Dean aus der Patsche helfen und ihrer Mutter zurückbringen konnte.

In dieser 22-mïnütigen Dokumentation auf YouTube begleiten wir Dean und treffen andere Taxifahrer, und lernen, wie sich das Taxigewerbe über die Jahre verändert hat. Verdiente Dean in den 1980er Jahren noch $700 pro Tag – inflationsbereinigt wären das mehr als $2.000 – verdiente, muss er heute oft sehr lang suchen, bis er einen Fahrgast hat. Und die er aufgabelt haben oft keine andere Möglichkeit. Denn heute ist es üblich per App ein Uber oder Lyft zu bestellen, oder immer häufiger, ein fahrerloses Waymo. Nur wer kein Smartphone hat, oder dessen Batterie tot, muss auf ein Taxi ausweichen. Wenig überraschend, dass Dean und seine Kollegen wenig Gutes über Waymo zu sagen haben.

Nach den Fahrlehrern (siehe diesen Beitrag) schwant es nun auch den Taxifahrern, dass ihre Zeit sich bald einem Ende nähert. Taxifahrer sind aus der Zeit gefallen, wie die Liftboys und Fräuleins vom Amt. Und in San Francisco ist das schon heute deutlich zu spüren.

PS: Dean hat dem Dokumentarfilmteam scheinbar auch seine Sammlung an Videokassetten mit Aufnahmen aus den 1990er Jahren von seinen Taxifahrten in San Francisco zur Verfügung gestellt, die diese nun sichten und eventuell eine weitere Dokumentation machen werden.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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