Die Popularität von Elektrofahrzeugen bringt eine Reihe von Start-ups hervor, wie es immer bei Disruptionen geschieht. Schon die ersten Automobilpioniere gründeten hunderte von Autounternehmen mit den unterschiedlichsten Konzepten. Gleich drei Antriebsarten konkurrierten um 1900: Dampf, Batterie und Benzin. Und diese Vielfalt ist notwendig, damit auch möglichst viele Varianten ausprobiert werden und sich (hoffentlich) die besten durchsetzen können.
So auch jetzt sehen wir eine Vielfalt an Varianten auftreten. Eine davon ist das deutsche Start-up Sono Motors, das mit dem Sion von sich reden macht. Nicht nur weil es ein Elektrofahrzeug ist, sondern weil zumindest drei Eigenschaften gepriesen werden.
Allgemeine Daten
Das Auto soll ganz passable 250 Kilometer Reichweite haben, mittels Schnellader aufgeladen werden, und kommt zu einem Stückpreis zwischen 16.000 und 19.900 Euro. Die Batterie kann entweder gemietet oder gekauft werden. Klimaanlage ist Standard. 750 Kilogramm Ziehgewicht und eine Höchstgeschwindigkeit von 140kmh sind weitere Leistungsmerkmale. Das Fahrzeug ist vor allem als Pendlerfahrzeug auf Kurzstrecken unter 30 Kilometer gedacht.
Für den Bau des Fahrzeugs sollen so viele Standardbauteile wie möglich verwendet werden, um die Kosten für Entwicklung und Bau niedrig zu halten.
1) Solarpanele
Was am Sion sofort auffällt sind die deutlich sichtbaren Solarzellen, die auf der Motorhaube, den Türen und am Dach angebracht sind. Diese sollen die Fahrzeugbatterie laden, egal ob es geparkt ist oder fährt. Bis zu 30 Kilometer pro Tag an Reichweite sollen damit erzeugt werden können.
Die Solarpanele sind eine Eigenentwicklung von Sono Motors, die von Partnern produziert werden. 330 Stück davon sollen am Fahrzeug montiert werden.
2) Moosfilter
Als Luftfilter im Auto soll ein Moos dienen. Dazu schreibt Sono Motors:
Das Moos (biologisch korrekt: Cladonia rangiferina) hat nachweisbar eine positive Wirkung auf den Feinstaubgehalt in der Luft. Dies geschieht durch elektrostatische Anziehung, da die Mikrostrukturen des Mooses eine große Oberfläche bilden, die elektrisch negativ aufgeladen ist. Feinstaub ist in der Regel elektrisch positiv geladen. Durch die gegensätzliche Ladung wird der Feinstaub angezogen und gebunden.
Dieses Moos ist auch als Echte Rentierflechte bekannt und wächst vorrangig auf sauren Böden mit viel Licht.
3) Kapital
Das Team hat bisher auf die Kosten geachtet und sehr lean gearbeitet. 22 Mitarbeiter koordinieren vor allem den Zusammenbau. Das Entwicklungsteam ist überschaubar. Die Finanzierung des Fahrzeugs geschieht dabei in zwei Etappen. Einerseits durch Vorbestellungen, dann durch Crowdinvestmentkampagnen.
Laut eigenen Angaben braucht Sono Motors 5.000 Vorbestellung mit einer Anzahlung von mindestens 500 Euro, damit die Zulieferer Vertrauen gewinnen und bezahlt werden können. Bisher sollen 1.700 Vorbestellungen eingegangen sein.
Auf den Crowdinvestmentplattformen Seedrs und Wiwin läuft gerade die Investmentrunde für Sono. Dabei sind aktuell auf Seedrs bereits mehr als eine Million Euro eingegangen.
Wie realistisch ist das Konzept?
So sehr das Konzept verlockend ist, so sind doch einige Zweifel an der Realisierbarkeit anzubringen.
Solarpanele
Die Versprechungen, dass die Solarpanele bis zu 30 Kilometer pro Tag an Fahrleistung hinzufügen können, scheinen mehr als optimistisch. Dazu ist die Solarpanelfläche zu gering, und selbst bei voller Sonnenbestrahlung wird nur ein Drittel der Panele ‚erwischt“. Die anderen zwei Drittel sind entweder von der Sonne abgewandt oder in einem weniger effizienten Winkel. Auch darf nicht vergessen werden, dass sich einiger Dreck am Fahrzeug durchs fahren ansammelt, der die Leistung der Panele nochmals runtersetzt. Wenn dann noch das Auto im Schatten oder in einer Garage parkt, dann kommt keine Sonne ans Auto ran. Realistisch sind vermutlich Leistungen im einstelligen Kilometerbereich, die damit geladen werden.
Damit scheint der Aufwand keinem bedeutenden Nutzen gegenüberzustehen, außer dem, dass sich potenzielle Käufer besser fühlen. Die notwendige Verkabelung, Montage und potenziell erhöhte Wartungsanfälligkeit machen die Solarpanele zu einem teuren aber unnötigen Bestandteil des Sions.
Moos
Wer schon jemals Blumen oder Gemüse im Auto liegen gelassen hat und nach einigen Stunden Parken in praller Sonne zurück kam, weiß dass die Temperaturen im Wageninneren rasch über 50 Grad ansteigen können. Die folgende Temperaturtabelle zeigt das eindeutig.

Ob das Moos selbst diese Temperaturen und Schwankungen aushalten kann ohne dabei an Leistung zu verlieren, muss nachgewiesen werden.
Investment
Die Fertigung von Autos ist traditionell sehr teuer. Die Hersteller rechnen mit einer halben Milliarde Euro alleine für die Toolingkosten – also den Werkzeugen, Pressen, Stanzmaschinen und dergleichen. In die Entwicklung des Fahrzeugs selbst fließt auch nochmals eine halbe Milliarde.
Insofern wird eine Finanzierung durch Crowdinvestmentkampagnen und Anzahlungen nicht ausreichen. Diese liegen gemäß den vorliegen Bemerkungen der Gründer bei fünf Millionen. Selbst mit einem sehr schlanken Team und extremen Sparen reicht das nicht. Es bleibt kein Polster.
Realistischer sind Größenordnungen von mindestens 100 Millionen Euro, die für solch ein Fahrzeug benötigt werden. Und da sind die Anzahlungen und Kampagnen nur Vorboten für kommen Investitionsrunden. Erstere können Investoren davon überzeugen, dass es einen Markt dafür gibt und Interesse an solch einem Produkt existiert, für das Kunden bereit sind Geld vorzustrecken. Ähnliche Beispiele, wo zuerst eine kleine Kickstarterkampagne stattfand und danach Investoren einstiegen gibt es zuhauf. Als prominentes Beispiel gilt Spire, das aus der Kickstarterkampagne Ardusat entstanden ist.
Fazit
Aus dem heute Bekannten ist abzusehen, dass in der Produktionsversion des Sions die Solarpanele nicht mehr vorhanden sein werden oder maximal nur mehr am Dach, das Moos als Luftfilter nicht verwendet werden wird, und dass zuerst Investoren gefunden werden müssen, die bereit sind dutzende Millionen in das Start-up zu stellen.
Weil das alles nicht so einfach und noch jede Menge anderer Problem auftauchen werden (wir sprachen nicht über die ganzen digitale Funktionen) ist wird auch der Auslieferungstermin nicht wie angepeilt 2019 sein, sondern später.
Auf alle Fälle ist es gut, dass die Gründer und Mitarbeiter von Sono Motors sich an solch ein Projekt wagen. Wir brauchen mehr davon.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
Liebe Leser,
wir von Sono Motors finden es super, wieviel über den Sion geschrieben wird. Anbei die Klarstellungen zu mehreren Argumenten des Textes oben die wir korrigieren müssen:
1.Solar/ viSono
viSono basiert auf der Idee der dezentralen Energiegewinnung. Durch die Sonnenenergie kann sich die Batterie selbst aufladen. Somit kann der Sion bis zu 30 km am Tag generieren – komplett kostenfrei. Denn die Sonne schickt bekanntlich keine Rechnung. Die Batterie kann jedoch auch extern aufgeladen werden.
Insgesamt 330 Hochleistungs-Zellen können einen Spitzenwert von 1.208 W generieren mit einer Effizienz von 24 %. Bitte beachtet, dass diese Zellen NICHT vergleichbar sind, mit herkömmlichen Solarzellen auf dem Hausdach. Direkte Vergleiche wie wir sie jetzt schon öfter gelesen haben funktionieren hier also nicht.
Diese Energie könnte Strom für bis zu 65 km am Tag erzeugen. Allerdings handelt es sich hier um einen theoretische Maximalwert, der unter echten Alltagsbedingungen niemals erreicht werden wird. Deshalb unsere Aussage von “bis zu 30km pro Tag”. Hier muss man natürlich ehrlich sein und darauf hinweisen, dass dies in den Wintermonaten/ regnerischen Tagen wesentlich weniger ist (siehe Graphik). Weiter sichern wir Euch mindestens 4.000km/Jahr durch die Sonne aufgeladenen Kilometer zu.
Für die Solarzellen nutzen wir monokristalline Hochleistungs-Siliziumzellen. Diese Zellen sind besonders effizient bei diffusem Licht. Zudem erreichen die Zellen bei einem Einstrahlwinkel von bis zu 70% noch 100% ihres Ertrages. Das heißt: Die Seiten-Integration der Zellen macht genau aufgrund dieser besonderen Zellen Sinn.
Die Module werden auf eine Unterstruktur geklebt, ähnlich wie bei einer normalen Windschutzscheibe. Demnach können die Module auch sehr einfach ausgetauscht werden. Aus heutiger Sicht gehen wir davon aus, dass ein Austausch eines gesamten Moduls ähnliche Kosten verursacht wie die Ausbesserung eines großen Kratzer im herkömmlichen Hochglanz-Lackes eines normalen Fahrzeuges.
Die Auswahl des richtigen Materials hat für uns oberste Priorität. Die verwendeten Bauteile müssen folgende Anforderungen erfüllen: Eine Lebensdauer von mindestens acht Jahren, Beständigkeit gegen Umwelteinflüsse wie UV-Strahlen und Wasser, Bruchfestigkeit und ein geringes Gewicht. Für viSono verwenden wir daher Polycarbonat als Trägermaterial. Es ist leicht und 200 mal bruchsicherer als Glas.
Ein wichtiges Thema ist die Homologation (Crashtests), welche bei uns 2018 auf der Agenda steht. Wichtig hierbei ist, dass diese Homologation von unserem Auftragsfertiger durchgeführt wird. Dieser hat große Erfahrung in der Zulassung von Fahrzeugen, weshalb dieser Punkt weniger kritisch ist, als es vielleicht erscheinen mag. Sollte sich die Homologation verschieben, zahlt nicht der Endverbraucher dafür.
2.Moos/ breSono
Nun zu unserem breSono-System. Dies ist ein natürlicher Luftfilter auf Moos-Basis.
Tests (welche wir mit der OTH Regensburg durchgeführt haben) bezüglich der Filterfähigkeit des Mooses haben gezeigt, dass es bis zu 20 % des Feinstaubs aus der Luft filtert. Wichtig zu wissen: Es bedarf keiner besonderen Pflege. Da das Moos in diesem Zustand keine enzymatische Reaktion mehr hat, muss es weder bewässert, gedüngt, oder geschnitten werden und braucht auch keine Sonne. Sogar an sehr heißen Sommertagen wie auch im Winter bleibt das Moos im Auto unverändert. Moos kann weder mit Obsteinkäufen noch Schnittblumen verglichen werden, da es, anders als andere Vegetationsarten, seinen Wasserbedarf aus der Luft zieht, und das auch bei höheren Temperaturen.
3.Finanzierung/ Investment
Oft lesen wir einige Falschaussagen bzgl unseres Finanzierungskonzepts. Deshalb hier nochmal einige Richtigstellungen:
Grundsätzlich ist unsere Entwicklung des Sion NICHT mit einer Fahrzeugentwicklung eines großen Konzerns zu vergleichen! Das hat verschiedene Hintergründe.
Die eine ist das Organisatorische: Die großen Automobilhersteller haben sehr lange Entscheidungsprozesse. Wir sind eine kompakte Organisation, wir treffen Entscheidungen wesentlich schneller.
Eine andere ist die Technik: Wir nutzen so viele Carry-over-Parts wie möglich, also Komponenten, die von Zulieferern bereits entwickelt wurden und dort frei nutzbar im Regal liegen. Diese Teile müssen wir nicht neu entwickeln und sie sind schon abgenommen. Das hat eine enorme Reduktion des Invest zur Folge.
Die dritte Facette ist das Team. Das Team hier ist der Wahnsinn. Es steht voll und ganz hinter dem Sion und besteht im Kern aus 22 Mitarbeitern. Wir bauen das Team so auf, dass es vor allen Steuerungsfunktionen übernimmt – für Zulieferer und Auftragsfertiger zum Beispiel. Deswegen müssen wir keine 1000 Leute einstellen, um ein Fahrzeug zu entwickeln. Wir sind eine sehr effiziente, kompakte Einheit. Insgesamt arbeiten am Projekt aber mittlerweile mehr als 100 Leute. Hier lässt keiner um 17 Uhr den Stift fallen 😉
Mit der Crowdfundingkampagne in 2016 wollten wir den potenziellen Markt für den Sion aufzeigen. Mit insgesamt 850.000€ war diese Crowdfunding Kampagne die Initialzündung für Sono und ein voller Erfolg. Durch diese Kampagne waren wir in der Lage, Anfang 2017 weitere Investoren aus den Bereichen der erneuerbaren Energien und Automotive Sektor gewinnen zu können, die voll und ganz zu unserer Vision passen.
Wieso also nochmal eine Crowdinvestingrunde? Wir haben es Euch zu verdanken, dass wir so weit gekommen sind. Nur mit der initialen Crowdfunding-Kampagne vor einem Jahr haben wir das geschafft. Daher wollen wir der Community etwas zurückgeben und ihr ermöglichen, auch Teil des Erfolgs zu sein. Zudem planen wir bereits eine Serie-A-Finanzierungsrunde für das Frühjahr 2018.
Solltet ihr noch Fragen haben könnt ihr euch gerne jederzeit bei uns unter Facebook (https://www.facebook.com/sonomotors/), E-Mail (info@sonomotors.com) oder sogar telefonisch unter 089 45205818 melden.
Für mehr Infos zum Sion klickt hier: https://www.sonomotors.com
Mehr frequently asked questions zum Sion gibts hier: https://www.sonomotors.com/faq.html
Hier das Factsheet:http://files.sonomotors.com/Facts_GER.pdf
Liebe Grüße aus München!
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Da der Artikel ausschließlich unbelegte Standardbehauptungen enthält, stelle ich hier jetzt auch mal eine Standardbehauptung auf: Ein schön von der Verbrennerlobby bezahlter Artikel. Wo habt ihr eure Wahrheitsfindung abgeschaut? Beim Weihnachtsmann oder bei der „AFD“? Bin gespannt ob mein Kommentar durch die „objektive“ Prüfung des Admin kommt. @Sono: Lasst euch von denen nicht irritieren. Verrnünftige Menschen wissen solche Artikel gut einzuschätzen. Mit Leuten die keine Argumente haben, würde ich erst garnicht argumentieren.
Beste Grüsse aus Bayern und „Go Sono go!“
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Tja, eine unbegründete Standardbehauptung hier. Wenn einem die Argumentation nicht taugt, tut man was? Anstelle sich damit zu befassen und Sachargumente zu bringen, attackiert man den anderen persönlich.
Also: bring mir die Sachargumente. Die Sonos haben es schon getan, Du nicht. Weil Du keine hast? Ich warte mal darauf…
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