Die amerikanische Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA hat in einem neuen 80-seitigen Bericht angekündigt, den Zulassungsprozess und die Sicherheitsstandards für Autos mit Rücksicht auf autonome Autos anzupassen. Bislang waren einige der Standards immer mit Blick auf einen menschlichen Fahrer ausgerichtet. So wird darin genau vorgeschrieben, welche Einrichtungen wie Lenkräder, Rückspiegel und ähnliche vorzukommen haben und welche Funktionen sie zu erfüllen haben.
Autonome Fahrzeuge benötigen aber einige Kontrollelemente nicht mehr, wie die NHTSA erkannt hat und feststellt, dass die aktuellen Vorschriften somit eine unerwartete Behinderung für Innovation im Transportsektor darstellt. Auch der Genehmigungsprozess von autonomen Systemen muss geändert werden. Dank Künstlicher Intelligenz und Maschinenlernen ändern sich die Softwaresysteme im autonomen Auto ununterbrochen. Da hinkt jeder Zertifizierungsprozess hinterher und muss grundsätzlich neu definiert werden.
So zeichnen sich diese Prozesse momentan durch ganz genaue Vorschriften mit Tests und einem langwierigen Genehmigungsverfahren aus. Auch gehen die Vorschriften heute davon aus, dass Fahrzeuge überall fahren können, autonome Fahrzeuge könnten aber nur in bestimmten beschränkten Gebieten zum Einsatz kommen und deshalb nicht notwendigerweise alle der Vorschriften erfüllen müssen. Auch muss die NHTSA neue Testprozeduren entwickeln, die heute in dieser Form nicht existieren.
Wie heute schon einige Länder spezielle, auf die Region zugeschnittene Tests haben (wie beispielsweise Schweden mit dem Elchtest), so sind bei autonomen Autos möglicherweise eine Reihe von Fahrszenarien unter verschiedenen Bedingungen zu absolvieren, um eine Zulassung zu erhalten. Welche das sein könnten, das muss die NHTSA erst in Zusammenarbeit mit Herstellern und der Öffentlichkeit ausarbeiten.
Gleichzeitig sind Anpassungen nicht nur bei den Fahrzeugen und deren Zulassung, sondern auch für Straßen und Einrichtungen zur Verkehrsregelung neu zu überdenken. Ampelanlagen könnten bei vollautonomen Verkehr an den meisten Kreuzungen überflüssig werden.
Auch die Art wie Einsatzkräfte mit autonomen Fahrzeugen kommunizieren, wie Cybersecurity implementiert wird oder wie Regionen gewisse Transportmodalitäten zulassen oder ausschließen können, muss neu durchdacht werden.
Die NHTSA sieht sich als Behörde, der Sicherheit am Herzen liegt und die Bevölkerung vor Harm schützen möchte. Andere Sicherheitselemente und Vorschriften die über die Jahrzehnte eingeführt wurden, dienten dazu, Verkehr sicher zu machen. In den letzten Jahren stieg allerdings die Zahl der Verkehrstoten und Verletzten. 94% aller Unfälle sind durch menschliches Versagen verursacht. 2017 kamen 39.171 Menschen in den USA im Verkehr ums Leben, fast 11.000 Tote wurden durch Trunkenheit am Steuer verursacht, 10.000 durch zu hohe Geschwindigkeit, Berufsfahrer haben ein zehnmal höheres Risiko im Beruf zu sterben, als andere Berufe. 16% aller Verkehrstoten waren Fußgänger.
Die NHTSA hat die Vision Zero ausgegeben, die die Zahl der Verkehrstoten bis 2040 auf Null bringen möchte. Dafür sieht die NHTSA autonome Autos als Schlüsseltechnologie an um dieses Ziel zu erreichen. Im 80-seitigen Bericht hat die NHTSA jedenfalls noch viel mehr Details dargestellt.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
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