Was hat es mit dem Widerstand gegen autonome Fahrzeuge in San Francisco auf sich?

Verrückte Begebenheiten um autonome Autos gibt es schon länger, wie die Leute, die sich vor autonome Autos werfen und meinen, die Gesetze der Physik gälten für sie nicht. Oder Begegnungen oder sogar Besteigungen der anderen Art.

Aber nun haben Aktivisten sicherlich den Vogel abgeschossen, die leere autonome Autos mit Hilfe von Baustellenhütchen, die sie den Fahrzeugen auf die Motorhaube setzen, zeitweise blockieren. Es müssen erst immer Mitarbeiter der Robotaxiunternehmen kommen, um diese zu entfernen, da die Fahrzeuge aus Sicherheitsgründen stehenbleiben und nicht mehr weiterfahren. Die Aktivistengruppe nennt sich die Safe Street Rebels und wollen mit ihrer Aktion autonome Vehikel von den Straßen verbannen, die sie in jeder Hinsicht als Problem ansehen. Jobs, die weggenommen werden, Verkehr den sie blockieren und den sie verschärfen, wie auch Sorgen um die Sicherheit der Fahrzeuge.

Damit ich das richtig verstehe: Der beste Weg, um zu verhindern, dass autonome Autos den Verkehr blockieren, ist, ihnen Baustellenhütchen auf die Motorhaube zu setzen, damit sie den stehenbleiben – und den Verkehr blockieren. Sehr clevere Logik.

Auslöser dafür ist die nach zweimaliger Verschiebung nun für den 7. August angesetzte Sitzung der kalifornischen Public Utility Commission (PUC), in der eine Abstimmung zur uneingeschränkten Zulassung der autonomen Fahrzeuge von Waymo und Cruise erfolgen soll. Die Behörde selbst hat schon im Vorfeld signalisiert, dass diese Zulassung genehmigt wird.

Bislang dürfen die beiden Robotaxianbieter nur in bestimmten Bereichen, zu bestimmten Zeiten und Wetterbedingungen, mit einer beschränkten Zahl an Fahrzeugen und nur teilweise gegen Bezahlung fahrerlos fahren. So darf Cruise mit Passagieren (wie mir beispielsweise) aktuell nur zwischen 21:00 und 5:30 Uhr in der ganzen San Francisco Stadtgegend fahren, und das auch bei stärkerem Regen.

Doch die PUC hat nach mehrjähriger Testphase mit den Fahrzeugen nun den Eindruck erhalten, dass die Technologie bereit ist. Doch Politiker, Transport- und Behördenvertreter der Stadt San Francisco waren gar nicht glücklich damit und haben Statistiken über die Zwischenfälle mit den Robotaxis veröffentlicht, und drängen die PUC auf eine langsamere Vorgehensweise.

Tatsächlich haben in den letzten Monaten Berichte über Zwischenfälle mit den Fahrzeugen zugenommen, was auch sicherlich mit der gestiegenen und mittlerweile bei knapp 600 liegenden, fahrerlosen Robotaxis der beiden Flotten zu tun hat. Robotaxis, die auf Straßen liegenbleiben und den Verkehr blockieren, Einsatzfahrzeuge, die wegen der Fahrzeuge nicht weiterkommen, und mehrere hundert Kollisionen, in die die Robotaxis verwickelt waren.

Gerade letztere sind aber selbst zumeist die Opfer der Kollisionen. Geht man durch die verpflichtend einzureichenden Kollisionsberichte der kalifornischen Verkehrsbehörde DMV, dann sind in weit über 90 Prozent der Fälle die Robotaxis von anderen, von Menschen gelenkten Autos angefahren worden. Die häufigste Kollisionsart ist dabei das Im-Stehen-von Hinten-Angefahren-werden der Robotaxis durch andere Autos mit geringer Geschwindigkeit.

Das Verhalten menschlicher Fahrer um autonome Autos, das sich von deren Verhalten gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern abzuweichen scheint, hat dazu geführt, dass Robotaxis achtmal häufiger in Kollisionen verwickelt werden. Sehen wir hier ein Mobbing von Robotaxis durch ungeduldige menschliche Fahrer?

Die Stadtverantwortlichen haben jedenfalls diese Statistiken als Grundlage für ihren Widerstand der PUC vorgelegt – doch wie sich herausstellt, nicht ganz ehrlich. Denn sowohl Waymo und Cruise fanden falsches Zahlenmaterial in den Statistiken der Stadt. Kein Wunder, dass die beiden Unternehmen in Leitartikeln wie diesem dagegen vorgehen und Gegenargumente vorbringen. Und als ob der Zufall die Diskussion unterstützen will, wurde dieses Video eines Überschlags eine gestohlenen Fahrzeugs in San Francisco veröffentlicht:

Die Ängste der Stadtverantwortlichen und der Aktivisten scheinen sich aber nur wenig auf die Unfallstatistiken mit menschlichen Fahrern auszudehnen. So gab es 2022 in der Stadt 39 Verkehrstote, der mit einem Anstieg von einem Viertel im Vergleich zum Vorjahr einen trauriger Höhepunkt darstellte. Diesen Fahrern haben die Safety Street Rebellen aber keine Baustellenhütchen auf die Motorhaube gestellt, denn das ist ja scheinbar normal.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch veröffentlicht worden.