MOIAs Ansatz zum Robotaxi – Eine Analyse

Volkswagen, Mobileye und die Tochter MOIA stellten diese Woche auf der dem UITP Summit 2025 in Hamburg den ID.Buzz AD vor. Auf der Basis des elektrischen VW-Bus ID.Buzz als Fahrzeugplattform wurden 27 Sensoren (13 Kameras, 9 Lidar, 5 Radar) integriert, die softwarebasierte Selbstfahrtechnologie, sowie Mobility-as-a-Service-Plattform vorgestellt. Ziel ist es, ein schlüsselfertiges System an Betreiber von Robotaxiflotten und öffentlichen Verkehrsbetrieben sowohl die Hardware, wie auch die Software anzubieten, die diese Mobilitätsdienstleister in ihre Systeme integrieren könnten.

[ID.Buzz AD] ist Baustein einer umfassenden Gesamtlösung, die neben dem Fahrzeug aus einem Software-Ökosystem und Services für die Betreiber autonomer Mobilitätsdienste besteht. MOIA bietet damit öffentlichen und privaten Mobilitätsanbietern eine schlüsselfertige Lösung an, um autonome Services schnell, sicher und skalierbar zu etablieren.

Was MOIA damit sagt, ist in etwa Folgendes: Hier ist das Gesamtpaket aus Auto, Sensoren, Selbstfahr- und Managementsoftware, und es ist schlüsselfertig für euch sofort einsatzbereit und skalierbar.

Doch wie weit ist MOIA wirklich und wie ist dieser Ansatz im Vergleich zu anderen Anbietern?

Hardware-Kombi

Volkswagen/MOIA kündigten an, ab 2026/27 10.000 dieser Fahrzeuge pro Jahr herstellen zu wollen. Die ersten Fahrzeuge sollen dabei ab 2026 zum Einsatz kommen. Neben Hamburg auch in Los Angeles, wo Uber der erste Mobilitätspartner sein soll.

Es besteht kein Zweifel daran, dass VW 10.000 Stück dieser Fahrzeuge komplett mit Sensoren bauen wird können. Es ist eine Hardware-Kombination von Fahrzeug und Sensoren. Volkswagen hat ein Jahrhundert lang Erfahrung damit.

Doch diese Erfahrung und Hardware-Kombi zählen wenig, wenn die Software für autonomes Fahren nicht fertig ist. Und ob die MaaS-Plattform im Vergleich zu dem was Uber und anderen anbieten, den Vorteil anbietet, sei offengelassen.

Was mich sonst noch etwas enttäuscht, ist die Tatsache, dass das Fahrzeug nach wie vor einen Platz für einen Fahrer hat. Und das scheint vorläufig auch so zu bleiben. Bislang gab es kein Konzept des ID.Buzz, das diesen ohne Lenkrad, dafür aber mit möglicher dritter Sitzbankreihe zeigt. Aber vielleicht greife ich da den Entwicklungen vor, und sehe das aus der Brille des Silicon Valleys, wo bereits mit Zoox, dem Zeekr-Fahrzeug und dem Tesla Cybercab diese Visionen schon auf öffentlichen Straßen unterwegs sind.

Software

Wie weit ist MOIA mit der Software zum Selbstfahren? Es kursieren einige beeindruckende Videos von Mobileye-Fahrten durch München, doch bislang wenig zu MOIA-Fahrten. Nicht nur, dass kaum Bilder der speziell markierten MOIA-Fahrzeuge in freier Wildbahn veröffentlicht wurden, was auf sehr wenige Testfahrzeuge und/oder sehr wenigen Testfahrten im öffentlichen Verkehr hinweist, es gibt auch gar nichts zu Innenansichten bei autonomen Fahrten.

Selbst von MOIA selbst kuratierte Videos von Fahrten mit Sicherheitsfahrern aus der Innensicht des Fahrzeugs, geschweige denn ohne Fahrer, sind nicht zu finden. Und das im Jahr bevor man hier groß anfangen möchte.

Das hat übrigens nichts damit zu tun, dass „deutsche Hersteller eben im Stillen arbeiten und dann aber liefern„, wie ich immer wieder aus Deutschland höre. Wenn man wirklich solch eine Technologie entwickeln will, dann kommt man nicht umhin, mit vielen Fahrzeugen viele Kilometer auf öffentlichen Straßen im öffentlichen Verkehr zu verbringen. Damit fallen sie auch in der Öffentlichkeit auf, was entsprechende Aufmerksamkeit und automatische Verbreitung von Videos und Bildern in den Medien führt. Doch davon ist bislang fast nichts zu bemerken.

Waymo, Cruise, Zoox oder Tesla, ja selbst Baidu, WeRide, AutoX oder Pony.AI kamen nicht darum umhin. Entsprechend viele Videos gibt es bereits von deren Fahrzeugen in freier Wildbahn. Schon lange bevor diese Hersteller ihre Robotaxis zuerst mit Sicherheitsfahrern, dann ohne Fahrern für den Betrieb bereit hatten, kursierten jede Menge an Videos.

Die Tatsache, dass es das bei MOIA nicht gibt, lässt nur den Rückschluss zu, dass MOIA mit seinen Partnern VW und Mobileye noch einige arbeitsreiche Jahre vor sich hat.

Aus meinem internationalen Bekanntenkreis, die schon mit fahrerlosen Waymos und Cruise, und auch MOIA mit Sicherheitsfahrer mitfahren konnten, hörte ich unter der Hand auch Feedback, wie die Fahrten waren. Es stehe noch einiges an Arbeit bevor, denn bei diesen Fahrten mussten die Sicherheitsfahrer mehrfach eingreifen. Das waren ihre Erfahrungen, und kann sich natürlich bereits geändert haben.

Software-Partner

Vermutlich haben MOIA, VW und Mobileye das bereits eingesehen, denn auf dem erwähnten UITP Summit 2025 pries MOIA vor allem das Fahrzeug – sprich die Hardware-Kombi – an. MOIA scheint aktiv auf der Suche nach Partnern zu sein, wie ihre eigene Selbstfahrsoftware bereitstellen.

Soft/Hardware-Kombi

Noch ein Wort zur Kombi. MOIA stellte mit dem ID.Buzz AD eine Hardware-Kombi vor (Auto plus Sensoren). Eine beachtliche Reihe anderer Entwickler (Waymo, Baidu/Apollo, Pony.AI, WeRide, AutoX, Nuro…) bringen eine Software/Hardware-Kombi auf den Markt: Sensoren plus Selbstfahrsoftware und MaaS. Zoox, Tesla und GM/Cruise bringen ein vollständiges Paket mit: Auto, Sensoren, Selbstfahrsoftware und MaaS.

Während einige davon Sensor-agnostische sind, also offen für unterschiedlichste Sensortechnologien sind mit Baidu/Apollo als das prominenteste Beispiel, schränken einige andere auf ihren eigenen Sensorstack ein – Waymo als Beispiel, die sogar ihren eigenen Sensoren entwickelt haben.

Wie steht MOIA da?

Am schwächsten scheint MOIA bei der Software zu sein. Mobilitätsanbieter haben sich damit schon die Finger verbrannt, da etliche von ihnen Shuttle-Busse von Anbietern wie Navya, Easy Mile oder Olli getestet haben und diese, was autonomes Fahren bedeutet hat, wenig überzeugend waren. Sich nun mit einem Anbieter wie MOIA einzulassen, dessen Selbstfahrsoftware bislang wie oben ausgeführt wenig in Erscheinung getreten ist, könnte Mobilitätsanbieter zögern lassen. Speziell, wenn man den Preis pro Fahrzeug, der im sechsstelligen Bereich liegen wird, betrachtet. Wenig hilfreich ist, dass VWs Ruf als Softwareentwickler, angesichts des CARIAD-Debakels, ziemlich gelitten hat. Und das soll mit MOIA besser werden?

Wenn ausgerechnet bei der Vorstellung des ID.Buzz AD am UITP Summit 2025 ein für Waymo vorbereitetes Zeekr-Fahrzeug, das ähnlich wie ein ID.Buzz designt ist, dort aufkreuzt und die Show stiehlt, und das, obwohl weder Waymo und Zeekr, noch die Zeekr-Mutter Geely als Aussteller dort waren oder Mitarbeiter als Vortragende und Diskussionsteilnehmer gelistet waren, dann sieht man, welchen steilen Weg MOIA vor sich hat.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

5 Kommentare

  1. Gute Beobachtung. Das war bislang auch mein Eindruck.
    Ich wünsche es dem Team von Moia, VW und der ganzen deutschen Autoindustrie von Herzen, dass das ein Erfolg wird. Es wäre sehr wichtig für das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten nicht nur die Gegenwart sondern auch die Zukunft des Individualverkehrs entscheidend mitzugestalten.

    Dennoch habe ich auch Zweifel.
    Ich finde zudem bemerkenswert, wie sehr sich Mobileye hier zurückhält mit Ankündigungen und eigenen Beiträgen auf der großen Bühne. Der Mangel an Videos ist mir in dem Kontext auch mehrfach aufgefallen. Die meisten der vorhandenen Videos sind zudem vergleichsweise alt.

    Bei Waymo scheint inzwischen der Knoten geplatzt zu sein und die Skalierung in vollem Gange. Wachstum und Akzeptanz sind beeindruckend. Es ist also nur noch eine Frage der Zeit. Wir können nur hoffen und wünschen, dass VW hier mithalten kann. Es wäre ein wichtiger Erfolg.

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