Der letzte Motorradfahrer – Die Zukunft von zweirädriger Mobilität

Viel wird gesprochen über selbstfahrende Autos, doch nur wenig, wie sich E-Mobilität und autonomes Fahren auf Motorräder auswirken werden. Dabei gibt es einige gute Gründe, sich genauer anzusehen, wie Selbstfahrtechnologien, Connected Cars und Batterien das Motorradfahren beeinflussen können.

Autonome Motorräder

Selbstfahrende Motorräder sind nichts Neues. Bereits bei der DARPA Grand Challenge zu autonomen Fahrzeugen im Jahr 2004 trat Anthony Levandowsky, der Entwickler der heute im Mittelpunkt der Uber-Waymo-Gerichtsklage steht, mit einem autonomen Motorrad an.

Auch ein Team von SRI demonstrierte gemeinsam mit Yamaha, dass Roboter – ja wirklich: ein auf dem Motorrad sitzender Roboter – ein Motorrad steuern können. Der MotoBot fuhr auf einer Teststrecke in Alameda, bevor er die Aufmerksamkeit des mehrfachen Motorradchampions Valentino Rossi gewann.

Auch wenn im ersten Moment eingefleischte Motorradfans aufschreien werden und sich Motorradfahren ohne selbst zu steuern selbst beim besten Willen nicht vorstellen können, so gibt es doch einige gute Argumente, warum man sich diese Technologie anschauen sollte.

2015 starben in Deutschland 701 Menschen bei Motorradunfällen, fast ein Drittel davon geschah ohne Fremdeinwirkung. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten, geringem Sturzraum und fehlendem Schutz wie bei einem Auto in dem man von Blech umgeben ist, sind Unfälle oft folgenreicher als mit Autos.

Gerade junge Motorradfahrer tendieren dazu aggressiver und mit überhöhter Geschwindigkeit zu fahren, ohne die entsprechende Fahrerfahrung zu haben. Fahrerassistenzsysteme die Fahrfehler rechtzeitig erkennen und korrigieren, könnten eine ganze Menge an Unfällen vermeiden. Ältere Fahrer wiederum mögen zwar mehr Fahrerfahrung haben, reagieren aufgrund ihres Alters unter Umständen langsamer. Manche Marken wie beispielsweise Harley-Davidson hat eine vergleichsweise alte Kundschaft. Das aktuelle Durchschnittsalter von Harley-Besitzern liegt bei fast 50 Jahren.

Auch ist das in manchen Ländern erlaubte und oft tolerierte Vorbeischlängeln von Motorradfahrern zwischen Autos nicht ungefährlich. Autofahrer übersehen dabei Zweiradfahrer. Connected Car-Technologie, die Vehicle-2-Vehicle-Kommunikation erlaubt, ermöglicht den jeweiligen Fahrzeugen früher übereinander Bescheid zu wissen und Sicherheitsabstände zu vergrößern.

Während an autonomen Autos momentan fast 300 Unternehmen entwickeln, ist die Zahl für autonome Motorräder geringer. Das britische AutoRd ist eines davon.

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263 Unternehmen, die an autonomen Fahrzeugen arbeiten

Selbst bei Fahrrädern kann man sich den Einsatz von Selbstfahrtechnologie vorstellen, auch wenn diese selbst noch nicht so billig und klein ist, dass sie sinnvoll in ein Fahrrad eingebaut werden kann. Google zumindest hat sich das in diesem humoristischen Filmchen bereits ausgeträumt.

Elektrische Motorräder

Wer schon jemals in China, Israel oder Indien war hat sicherlich die Unzahl an Elektromopeds bemerkt. Manche haben einen Batterieblock, der mit einem einfachen Griff aus dem Rahmen gezogen und in die Wohnung zum Laden getragen werden kann. In der chinesischen Stadt Qingdao alleine werden jährlich 25 Millionen Elektromopeds produziert.

Und diese müssen nicht unbedingt immer langweilig aussehen. Der österreichische Hersteller Johammer hat ein ziemlich spacig aussehendes Elektromotorrad im Angebot.

Neben anderen jungen Unternehmen wie Zero oder Lit Motors zeigen auch alteingesessene Hersteller wie Harley-Davidson mit LiveWire wohin die Zukunft gehen könnte. Harley-Fans sind noch skeptisch, geht ihnen doch das typische Harley-Blubbern ab.

Connected

Immer selbstverständlicher wird unsere Erwartung, dass unsere Smartphones mit dem Fahrzeug verbunden sind. Straßenkarten, Musik und andere Anwendungen kommen vom Handy. Auch vor dem Motorrad macht das nicht Halt. Eines der interessantesten, wenn auch mittlerweile aus gerichtsanhängigen Gründen vorläufig gescheiterten, Konzepte ist der Skully-Motorradhelm, der digitale Elemente in den Helm integrierte.

Zukunft

Völlig neue Konzepte, wie zweirädrige Mobilität aussehen kann werden dabei ausgedacht und vorgestellt, oft im Rahmen von Studentenprojekten.

Nicht alles bleibt nur am Papier. Honda zeigte auf der CES 2017 unter dem Nahmen Riding Assist ein selbstbalancierendes Motorrad, das auch dem Fahrer folgen kann. Es benötigt keinen Seitenständer mehr und bleibt auch bei geringer Geschwindigkeit stabil.

Konkreter wird da BMW, das mit seinem Konzeptmotorrad Vision Next 100 das konnektierte, elektrische und autonome Motorrad von seiner überzeugendsten Seite zeigt.

Beschleunigt werden könnte diese Entwicklung durch die Fortschritte bei Automobilen und die damit einhergehenden rechtlichen Anforderungen. So wird erwartet, dass in den nächsten Jahren immer mehr Straßenabschnitte, Stadtteile und Regionen nur mehr von autonomen und abgasarmen Fahrzeugen befahren werden dürfen. Und das schließt Motorräder mit ein. Persönliche Mobilität wird sich grundlegend ändern und auch für Zweiräder wird es interessante Möglichkeiten geben.

Für die Nostalgiker bleibt immer noch ein Besuch im Harley-Davidson-Museum (hier sind eine Unmenge an Bildern die ich diese Woche aufnahm).

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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