In Österreich sollen – wenn es nach dem Willen der Umwelt- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) geht -für Elektroautos höhere Tempolimits gelten als für Verbrennungskraftfahrzeuge. Nun werden Forderungen nach einer ähnliche Regelung auch in Deutschland gestellt.
Dazu muss man wissen, dass in Österreich aufgrund von Luftgüteregelungen während belasteter Tage das allgemeine Geschwindigkeitslimit auf Autobahnen von 130km/h auf 100km/h beschränkt wird. Dabei gelten auf besonders abgasbelasteten 440 Kilometer Autbahnabschnitt in Österreicher permanente oder zeitweilige Tempolimits.
Nun fordert Dieter Janecek, Grünen-Abgeordneter und Mitglied des Digitalausschusses im Bundestag, eine ähnliche Ausnahme für Elektroautos auf deutschen Autobahnen.
Macht das Sinn?
Das Argument, dass Elektroautos weniger Abgase ausstossen ist für den österreichischen Energiemix sicherlich zutreffend. Vor allem stossen sie lokal an den Autobahnabschnitten keine Abgase aus, und das ist ja der Sinn der Geschwindigkeitsbeschränkung auf 100km/h.
In Deutschland ist abhängig von der Region der Strommix mehr von fossilen Brennstoffen abhängig als in anderen Regionen. Auch kommt hinzu, dass in Deutschland bekanntermaßen keine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen gilt, sondern nur eine Richtgeschwindigkeit empfohlen wird.
Lokal an den Autobahnabschnitten würden somit auch wie in Österreich weniger Abgase emittiert werden und damit die Anrainer schonen. Die Abgase aus Kraftwerken können auch eher im Kraftwerk von Experten effektiver und effizienter gefiltert werden, als von zigtausenden Verbrennerautos mit unterschiedlichen Wartungszuständen.
Auch wenn heute erhältliche Elektroautos aus technischen Gründen nicht über einen längeren Zeitraum mit höherer Geschwindigkeit fahren können – und damit meine ich beispielsweise 160km/h und mehr – sondern recht rasch abregeln, könnte schon alleine die Tatsache, dass E-Autos mit 130km/h auf deutschen Autobahnen fahren dürfen, während Verbrenner es nur mit 100km/h dürfen, mehr zum Absatz von Elektroautos beitragen, als alle heutigen Förderungen. Und sie wären für die Regierung billiger.
Dieser Vorschlag rüttelt klarerweise an den Grundfesten von deutschem Autoverständnis: das Fahren mit unbeschränkter Geschwindigkeit, an dem fast religiös festgehalten wird, und das vor allem industriebezogen begründet wird. Nur das fehlende Tempolimit erlaubt deutschen Autobauern ihren Vorsprung bei Autotechnologie. Da bei Elektroautos deutsche Hersteller aber aktuell nichts zu melden haben und gegenüber der internationalen Konkurrenz weit zurückliegen, könnte solch ein Tempolimit aber deutsche Hersteller zu besseren Elektroautos anstrengen – und damit die Industrie retten.
Stellt man die fehlenden Tempolimits mit dem deutschen Verständnis von Nachhaltigkeit, Bio-Welle, vegetarischem/veganem Lifestyle, Mülltrennung und gesundem Leben im Allgemeinen gegenüber, in dem Deutschland vielen Ländern und Kulturen voraus ist, dann scheint ein fehlendes Limit auf deutschen Autobahnen ziemlich anachronistisch und ein Überbleibsel aus einer anderen Zeit zu sein.
Dabei gehe ich gar nicht auf das entspanntere Fahren und verringerten Unfallfolgen ein, wenn es ein niedrigeres allgemeines Tempolimit gäbe. Das wäre ja noch ein weiterer Effekt, der positiv herausstechen würde.
Will man in Deutschland nachhaltige Mobilität ernst nehmen und eine Vorreiterrolle zeigen, dann sollte eine solche Diskussion um Geschwindigkeitsbeschränkungen möglich sein und sogar als natürlich erscheinen. Und würde so nebenbei vermutlich sehr rasch das Ziel von einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen erreichen.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
„Dabei gehe ich gar nicht auf das entspanntere Fahren und verringerten Unfallfolgen ein, wenn es ein niedrigeres allgemeines Tempolimit gäbe.“
Den Zusammenhang gibt es nicht. Die paar Toten die es auf deutschen Autobahnen gibt, findet man fast immer im Zusammenhang mit stockendem Verkehr oder Stauenden – auf die dann 40 Tonnen mit schlafendem Fahrer auffahren. Über 70 Prozent der Toten ergeben sich aus Landstraßenunfällen. Zumal die Schleicherei eine extrem aggressive Fahrweise hervorruft, das sieht man insbesondere in der Schweiz oder Italien.
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„Dabei gehe ich gar nicht auf das entspanntere Fahren und verringerten Unfallfolgen ein, wenn es ein niedrigeres allgemeines Tempolimit gäbe.“
Den Zusammenhang gibt es nicht! Die paar Toten die es auf deutschen Autobahnen gibt, entstehen meistens bei stockendem Verkehr oder an Stauenden, weil mal wieder jemand am Steuer seiner 40 Tonnen eingeschlafen ist oder Fernsehen guckt. Weit über 70 Prozent der Verkehrstoten entstehen auf Landstraßen, meistens durch Ablenkung. Abgesehen davon macht die Schleicherei mit 130 extrem aggressiv, das sieht man vor allem in der Schweiz und Italien. Da wird auf 2 Meter aufgefahren oder 5 Meter vor einem eingeschert um dann mit 0,127 Km/h mehr zu überholen – weil mehr ist schließlich zu teuer.
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Vor allem notorische Linksstreifen- bzw. Mittelstreifen-Bummler sollten zur Kasse gebeten werden. Diese sind es, die andere Kraftfahrer zu riskanten Manövern wie z.B. Rechtsüberholen, dass ja zu Recht verboten ist, nötigen.
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Im Stuttgarter Umland stehen auf vielen Autobahnen und Bundesstraßen Schilder mit 60 km/h für Lkw und 80 km/h für Pkw mit dem Zusatzschild „Luftreinhaltung“. Als ich neulich ein Elektroauto probegefahren bin, habe ich mich schon kurz gefragt: und welche Geschwindigkeit gilt jetzt für mich? Dies gilt es bundesweit einheitlich zu klären. Und zwar möglichst bevor ein Richter so wie in Österreich ein merkwürdig begründetes Urteil fällt.
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Bevor über solche Dinge wie unterschiedliche Höchstgeschwindigkeiten für E-Fahrzeuge und Autos mit Verbrennungsmotor nachgedacht wird, sollten zunächst die Voraussetzungen für eine effektive Elektro-Mobilität geschaffen werden. Dazu zählen ausreichend vorhandene Strom-Zapfstellen – flächendeckend! Vor allem sollte auch die Ladezeit deutlich verkürzt werden. Denn was nützt eine höhere Geschwindigkeitsbegrenzung, wenn ich die gewonnene Zeit an der Strom-Zapfstelle wieder abbummeln muss.
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Elektro-Autos sollten zudem für jeden erschwinglich sein.
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