Es bewegt sich einiges mit Elektroautos. Hersteller aus allen Ländern scheinen sich mit Meldungen zu neuen Elektroautomodellen, Batteriefabriksplänen und vorgezogenen Terminplänen übertreffen zu wollen. Zwei Unternehmen stachen dabei jüngstens besonders hervor: Volkswagen und diese Woche Toyota.
VW hat nicht nur seinen ID präsentiert, sondern versucht unter der Federführung von CEO Herbert Diess seine ganze Palette auf die Elektroautoplattform umzustellen. Nicht ganz ohne Widerstand mancher Aktionäre und Mitarbeiter, die hohe Investitionen und Arbeitsplatzverluste fürchten – und das zu recht.
Und dann kündigte Toyota (gemeinsam mit Subaru) diese Woche auch einen überraschenden Schwenk an. Eine Elektroautoinitiative ist vorgesehen, die bis 2025 die Hälfte aller produzierten Fahrzeuge elektrisch sieht. Das ist nun fünf Jahre früher als ursprünglich angepeilt und stellt einen Bewusstseinswandel beim bisher strikt an Hybrid und Brennstoffzelle festhaltenden Unternehmen dar.
Dann hat auch China die Beschränkungen auf die Zulassungen von Elektroautos aufgehoben. Bislang haben viele chinesische Städte bestimmtet Quoten für Kennzeichen für Autos gehabt, für Elektroautos werden diese nun aufgehoben. Diese Quotenaufhebung soll die auslaufenden staatlichen Elektroautozuschüsse kompensieren.
Auch Porsche hat für seinen ersten rein batterieelektrischen Sportwagen Taycan Vorbestellungen erhalten, die die angepeilte erste Jahresproduktion von 20.000 Stück bereits vollständig abnimmt.
Und entgegen aller Unkenrufe, dass der Elektroautopionier Tesla wieder mal „bald Pleite“sein wird (und hier, warum man sich diesen Traum abschminken kann), steht das Unternehmen Berichten zufolge vor einem Rekordauslieferungsquartal.
Die Macht von exponentiellem Wachstum
All diese Fakten und jüngsten Ereignisse geben den Vorhersagen, wie sich die Neuzulassungen von Elektroautos entwickeln wird, neuen Schub. Bislang verdoppeln sich weltweit die Zulassungszahlen alle 12 bis 18 Monate. In Deutschland haben sich die Neuzulassungszahlen von Elektroautos in den vergangenen Monaten fast verdoppelt im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat. Das mag heute mit einem Anteil von 1,9 Prozent an den Gesamtneuzulassungszahlen noch wenig erscheinen. Rechnet man allerdings weiterhin mit einer Verdoppelung alle eineinhalb Jahre, dann sind das Ende 2020 bereits um die 4 Prozent. Mitte 2022 dann 8 Prozent, Ende 2023 dann 16 Prozent. Mitte 2025 dann 32 Prozent, und Ende 2026 dann 64%.

Konservativ geschätzt wir somit Irgendwann zwischen 2025 und 2030 die Mehrheit aller neu zugelassenen Autos in Deutschland Elektroautos sein. Angesichts dieser Projektion eines exponentiellen Wachstums, die neue Technologien üblicherweise durchgehen, sind die Ankündigungen von Herstellern wie VW und Toyota verständlich. Und angesichts der Verlängerung und Erhöhung von Steuerrabatten für Elektroautos könnte sich das sogar beschleunigen, und dieser Punkt bereits vor 2025 erreicht werden.
Norwegen hat das bereits geschafft. Im März 2019 waren 58 Prozent aller Neuzulassungen Elektroautos, weitere 19 Prozent Hybride. Die Niederlande mit mehr als 7 Prozent Elektroautos in den Neuzulassungsstatistiken im März 2019 folgt ebenso mit großen Schritten.
Die Nachfrage nach Elektroautos ist heute größer als der Bedarf gedeckt werden kann, allerdings sind alle wesentlich Hersteller eifrig daran, eigene Modelle auf den Markt zu bringen.
Quintessenz
Der Tipping Point – also der Punkt an dem es keine Umkehr mehr gibt – ist bereits erreicht, der Abgesang auf den Verbrennungsmotor ist unaufhaltsam. Und das viel schneller, als man sich das noch vor wenigen Monaten vorstellen konnte.
Dieser Artikel ist auch auf Englisch erschienen.
Danke für den Beitrag, Herr Herger.
Die guten Nachrichten aus China, die Sie auch verlinkt haben, habe ich mit Freude zur Kenntnis genommen. Ein weiterer Schub wird durch die schnell sinkenden Batteriekosten und Skaleneffekte kommen.
Ich habe diese Woche einen interessanten Artikel gelesen, den ich Ihnen ans Herz lege: http://morellife.com/wordpress/modelx/2019/03/14/der-osborne-effekt-und-die-automobilindustrie/
Daneben habe ich diese Woche das Buch „Insane Mode“ von Hamish McKenzie verschlungen. Stark, auch wenn mir Ihr Buch noch besser gefallen hat.
Herzliche Grüße
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Auf dieses 40-seitige Dokument pro Elektromobilität bin ich heute gestoßen: http://www.mythbuster.ch/Mythbuster-Elektroauto-Rotta.pdf
Einfach wunderbar!
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Zur Zeit geht es ja in Deutschland von Presseseite ganz massiv gegen E-Mobiliät. Sowohl Print als auch Fernsehen besaufen sich am Topos der schmutzigen Lithiumgewinnung und schützen das als Argument gegen einen Umbau auf E-Mobilität. Mit ins Horn blasen dann auch „angesehene“ Fernsehprofessoren oder auch die Social-Media-Kanäle der Presse. Anlass ist die sicherlich reichenweitenstarke Reportage: https://www.ardmediathek.de/ard/player/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL3JlcG9ydGFnZSBfIGRva3VtZW50YXRpb24gaW0gZXJzdGVuLzRiZjFlY2U0LTY1ZmYtNGI3NC04MWU3LTAyNDgzN2UxZjE0Yw/kann-das-elektro-auto-die-umwelt-retten
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Das bedeutet aber, dass die Technologie aus dem Stadium des Belächeltwerdens nun als echte Gefahr für bestehende Pfründe erkannt wird. Und damit ist sie mitten unter uns angekommen und auf dem Weg zu gewinnen.
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