Wie die Umwidmung von Garagen vor sich gehen könnte

Selbstfahrende Autos werden nicht nur Auswirkungen darauf haben, wie wir uns fortbewegen und wie sich wir dabei sein werden, sie werden auch die Verkehrsinfrastruktur ändern. Dazu muss man wissen, dass in Simulationen für Städte wie Lissabon, Singapur, New York, Ann Arbor oder München zeigten, dass drastisch weniger Autos benötigt werden.

Bedenkt man, dass in Deutschland jedes Auto im Schnitt gerade mal 38 Minuten am Tag bewegt wird, dafür aber 23 Stunden und 22 Minuten lang parkt, und in den USA die Situation mit 54 Minuten durchschnittlicher täglicher Fahrzeit auch nicht besser ist, dann erkennt man rasch, wie schlecht die Ressource Auto heute eingesetzt wird.

Eine Studie die sich Pendlerdaten von Lissabon ansah, kam zu dem Schluß, dass derselbe Mobilitätsgrad mit einem Zehntel von Fahrzeugen erreicht werden kann. Eine Flotte von 26.000 Taxibots könnte Fahrleistung von 203.000 Fahrzeugen die momentan in Lissabon fahren abdecken. Damit würde eine Fläche von 210 Fußballfeldern freiwerden, die nicht mehr zugeparkt wird und für andere Zwecke verwendet werden könnte. Eine Studie für Singapur kam zum Ergebnis, dass ein von drei Autos heute den gesamten Verkehr im Stadtstaat abdecken können. Und auch für New York City berechnete das Institut für Künstliche Intelligenz des MIT in einer Simulation, dass 3.000 selbstfahrende Taxis die aktuelle Taxiflotte von 13.000 für 98 Prozent aller Fahrten ersetzen könnte. Ann Arbor in Michigan wiederum, das heute 120.000 Autos beherbergt, könnte mit 18.000 gesharten, autonomen Autos auskommen. Und eine Studie zu München, das heute von 700.000 Autos bevölkert wird, kam zu dem Schluß, das 200.000 Privat-Pkw durch 18.000 Robotertaxis ohne Einbußen für Mobilität ersetzt werden könnten.

Und die Parkplätze sind nicht günstig. Der billigste asphaltierte städtische Parkplatz in den USA auf einem relativ billigen Gründstück kostet an die viertausend Dollar, der teuerste Parkplatz hingegen sechzigtausend Dollar. Und dieser befindet sich in einem Shopping Center in Seattle. Die üblichen Kosten für einen Parkplatz in einer oberirdischen Garage liegen zwischen zwanzig- und dreißigtausend Dollar, und bei unterirdischen bei vierzigtausend Dollar. Auch in Deutschland kalkulieren Immobilienverwalter die Baukosten eines unterirdischen Garagenplatzes von zwischen 30.000 und 40.000 Euro, und für einen Straßenparkplatz von 10.000 Euro. Berücksichtigt man, dass auf jedes Fahrzeug an die vier Parkplätze kommen, dann übersteigt der Wert aller Parkplätze den aller Autos im Land.

Was machen wir aber mit all den freiwerdenden Parkgaragen? Eine Studie beispielsweise schätzt den Anteil am zusätzlich freiwerdenden Raum in San Francisco auf 25 Prozent. Abreißen ist eine kostspielige Lösung. Oder vielleicht wird es cool werden, in einer Parkgarage zu leben. Ähnlich den heute so beliebten Lofts, die aus alten Lagern und Fabrikhallen entstanden sind, könnten alte Parkgaragen zu beliebten Wohnobjekten werden.

Und genau das wird an einem Beispiel der ehemaligen Knightley’s Parking Garage in Wichita, im US-Bundesstaat Kansas, gezeigt. 1950 eröffnet, diente sie jahrelang im autozentrischen Amerika als Verkörperung der Obsession mit Autos. Ursprünglich sogar mit einem eigenen Parkdienst ausgestattet, das das Auto übernahm und für die Besitzer parkte, wurde dann 1980 auf Selbstparken umgestellt. 2009 wurde die Garage aus Mangel an Bedarf geschlossen und wurde zu einem Anziehungspunkt für Obdachlose und Drogensüchtige.

Als neu in Broadway Autopark umbenannt wurde aus der Knightley’s Parking Garage ein Komplex mit 44 Einzimmerwohnungen. Der 1950er-Charme wurde beibehalten und zieht sich im Gebäude durch. Jede der 65 Quadratmeter großen Wohnung verfügt über einen Balkon. Das Erdgeschoss verfügt über Büros, sowie einen Gemeinschaftsraum, Fitnessraum, eine Hundewaschstation und anderen Wohnservices.

Es ist allerdings nicht so einfach, eine Garage in Wohnungen umzubauen. So gibt es einerseits schräge Flächen, die für die Rampen gedacht waren. Die Raumhöhe ist geringer als in Wohnungen, und Garagen sind erstaunlich schwankend, müssen also nachträglich verstärkt werden.

Stadtplaner und Bauherren denken mit der zu erwartenden Änderung im Mobilitätsverhalten und der kommenden Technologien wie eben autonomen Autos bereits bei der heutigen Planung an die Nachverwendung von Garagen. Einige Garagenprojekte in Denver, Houston und Los Angeles sind bereits in Planung, die auch eine alternative Nutzung erlauben würden.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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