Jahrhundertelang hatten Reisende Pferdeärsche im Blickfeld, denn diese bildeten den Antriebsstrang. Bis die wiehernden Vierbeiner durch einen pfauchenden Metallblock ersetzt wurden. Ein Motor auf einer Kutsche, so sahen die ersten Autos aus. Und Eisenbahnen waren nichts anderes als auf Geleise gestellte Kutschen, die durch Ketten miteinander verbunden worden waren. Das Aussehen heutiger Autos hat nur mehr wenig mit den Motorwagen von Anno Dazumal gemeinsam, wie auch niemand mehr Waggons mit den ersten kutschenähnlichen Eisenbahnen verwechselt.

Viele neue Technologien setzen auf bestehenden Technologien auf und ähneln diesen vorerst. Ein Auto war somit nichts anderes als eine pferdelose Kutsche. Ein Notizbuch auf den ersten iPhones widerspiegelte Elemente wie Ringleisten und strichlierte Linien. Das nennt man auch Skeuomorphismus, bei der eine neue Technologie eine alte simuliert. Das erleichtert den Übergang für die Benutzer und die Akzeptanz der neuen Technologie. Nach einiger Eingewöhnungszeit können diese altertümlichen Elemente beseitigt und damit das volle Potenzial der neuen Technologie ausgenutzt werden.
Wie wir das schon in der ersten Automobilrevolution – dem Übergang von Kutschen zu Autos – gesehen haben, sehen wir erste Ansätze bei der zweiten Automobilrevolution. Elektrische Autos benötigen keinen Motorraum mehr, da Elektromotoren viel kompakter sind, kein Getriebe oder Abgas- und Tankanlage benötigen. Damit kann der freiwerdene Raum völlig anders verwendet werden und erlaubt neue Fahrzeugdesigns. Mit der neben der Umwälzung des Antriebsstranges gleichzeitig stattfinden Revolution in der Kontrolle über das Fahrzeug – vom Menschen zum Computer – verschwinden weitere Elemente im Fahrzeug: das Lenkrad, die Rückspiegel oder die Gas- und Bremspedale.
Völlig neue Mobilitätskonzepte werden vorgestellt, die gänzlich von unseren bisherigen Vorstellungen abweichen. Der Cruise Origin oder das Fahrzeug von Zoox, die kein Vorne und Hinten haben und in beide Richtungen anfahren können, Robomart, ein Supermarkt auf Rädern, Lieferroboter wie die von Nuro oder Udelv, die auf der Straße fahren und mehr Kühlschränken auf Rädern ähneln, oder den Kühlboxähnlichen Lieferrobotern, die auf den Gehsteigen fahren, plötzlich werden wir überflutet mit neuen Designs.






Und dabei spreche ich noch gar nicht von all den neuen Konzepten zu fliegenden Passagiertaxis und Lieferdrohnen. Doch dass das bei Weitem erst der Anfang ist, zeigt uns eine andere Mobilitätsform. Humanoide Roboter auf zwei oder mehr Beinen. Und die Vorstellung des Tesla Bots öffnet neue Anwendungsgebiete.
Zwar sprach Elon Musk auf den AI Days 2022 vom Tesla Bot vor allem als Helferlein bei der Produktion und im Lager, mit dem Hinweis auf all die im Roboter verbauten Technologie, doch die Möglichkeiten die dieser Robotertyp Menschen an Mobilität eröffnet, ist mindestens genau so spannend und wird vieles ändern.
Kein Auto kann heute Stiegen steigen, Türklinken niederdrücken oder mir den Kaffee von der Maschine an den Tisch bringen. Und die Absurdität, dass heute Uber-Fahrer Essensbestellungen per Auto bringen, also 2 Tonnen an Gewicht bewegen, um uns ein Kilogramm an Ware zu Liefern, ist reinste Energie- und Ressourcenverschwendung.

Roboter in der Form von Tesla Bots, die Besorgungen erledigen, Einkäufe tätigen, Objekte tragen und somit uns Menschen zeitaufwendige und banale Tätigkeiten abnehmen, werden wohl rasch ein gewohnter Anblick werden. Und diese Form an Mobilität benötigt keine großen Änderungen an unserer bisherigen Infrastruktur, auch wenn wir neue Bauvorschriften implementieren wollen. So wie wir behindertengerechte Straßenübergänge und Hauseingänge bauen, genauso wollen wir robotergerechte Architektur implementieren. Und die kommt auch immer Menschen zurecht. Schon behindertengerechte Architektur erleichterte auch gesunden Menschen das Leben: der Koffer, den man raufrollen konnte, der Kinderwagen, der nicht gehoben werden muss, die ältere Person, der das Treppensteigen schwer fällt, oder die zeitweise behinderte Person mit Beingips profitiert genauso davon.
Wie sehr Tesla die Fortsetzung der Mobilität darin sieht, erkennt man in der Verwendung des Tesla Autopilot und Full Self-Driving Technologie, die schon heute in den Tesla-Fahrzeugen zum Einsatz kommt. Dieselbe Technologie, die heute Autos steuert, wird im Tesla Bot zum Einsatz kommen.
Mit anderen Worten: wir definieren Mobilität gerade um, und die neuen Möglichkeiten verstehen wir bislang nur ansatzweise. Und das ist die Chance für alle von uns, einen Beitrag zu leisten.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
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