Der Höhenflug von Teslas Aktie scheint keine Grenze nach oben zu kennen. Nur wenige Tage nachdem der Marktwert zum ersten Mal die Grenze von 1.000 Milliarden US Dollar überschritten hat, ist dieser bereits um weitere 20 Prozent überschritten mit 1.218 Billionen US Dollar (1,05 Billionen Euro) zählt das 18 Jahre alte Unternehmen nun zu den fünf wertvollsten Unternehmen der Welt, nur hinter Microsoft, Apple, Alphabet und Amazon. Tesla wurde der erste Autohersteller, der die Grenze von 1.000 Milliarden Dollar geknackt hat.
Die Geschwindigkeit des Kursanstiegs ist dabei atemberaubend: am 3. Jänner 2020 war Tesla gerade mal 76,3 Milliarden Euro wert, 22 Monate später das fast Vierzehnfache! Damit ist Tesla soviel wert, wie die nächsten 13 Hersteller zusammen genommen, oder das Fünffache von Toyota und das Achtfache von Volkswagen. Wohlgemerkt, beides Hersteller, die im Jahr jeder mehr als 10 Millionen Fahrzeuge produzieren, während Tesla 2020 auf eine halbe Million Fahrzeuge kam, und 2021 wohl knapp an der 900.000 Fahrzeugmarke schrammen wird.

Die Gründe für diesen wahnsinnig anmutenden Kursanstieg sind vielschichtig, und nicht vollständig erklärbar. So hatte die Meldung, dass der Autovermieter Hertz 100.000 Teslas bestellen und in seine Flotte integrieren will, für den Kursanstieg über eine Billion Dollar geführt, auch wenn Elon Musk später dementierte und von keiner Vertragsunterzeichnung wissen wollte. Schon gar nicht von einem in der Branche üblichen Mengenrabatt, da Tesla aktuell mehr Bestellungen vorliegen hat, als Fahrzeuge produziert werden können. Die Investoren schien das nicht zu stören, die Aktie erlebt einen ungebrochenen Höhenflug.
Zuträglich scheint auch das Geschick Teslas zu sein, trotz der Pandemie und der seither herrschenden Disruption in der Zulieferkette – wobei speziell der Chipmangel hervorzuheben ist – weiterhin zwischen 50 und 70 Prozent jährlicher Produktionssteigerungen zu schaffen, und das in einem Moment, wo der Rest der Industrie Werke wegen fehlender Teile monatelang stilllegen muss. Insgesamt werden dieses Jahr 10 bis 11 Millionen Autos weniger produziert, die Umsätze der anderen Hersteller sind um durchschnittliche 20 bis 25 Prozent eingebrochen, auch wenn die Profite hoch bleiben, da aktuell alle der Fertigung höherpreisiger Fahrzeuge den Vorrang geben. Gleichzeitig aber scheint vor allem die Zulieferindustrie zu leiden, die auf die Zahlung von offenen Rechnungen mit den an sich schon langen Zahlungszielen nun sogar bis zu mehr als einem Jahr warten müssen. Einige Zulieferbetriebe mussten bereits aufgeben und schliessen, andere werden sicherlich noch folgen.
Manche Analysten sagen Tesla bereits einen Marktwert von 3 Billionen Dollar voraus, und der Tag könnte schneller kommen als erwartet. So sollen noch in diesem Jahr zwei Fabriken (Berlin, Austin) ihren Betrieb aufnehmen, und neue Modelle wie der Cybertruck und der Semi-Truck produziert werden, gefolgt vom Roadster und einem noch nicht näher genannten Kompaktfahrzeug für den europäischen Markt. Die niedrige Kostenstruktur erlauben Tesla eine Profitmarge, von der andere Hersteller nur träumen können. Damit gelingt es anderen Herstellern auch kaum, Tesla preislich zu unterbieten. Ja heute müssen die meisten Elektroautos anderer Hersteller durch Quersubventionen aus dem Verkauf von Verbrennungskraftfahrzeugen finanziert werden. Angesichts der kollabierenden Verkaufszahlen von Benzinern und Dieselfahrzeugen eine bereits in wenigen Monaten nicht mehr funktionierende Strategie. Und das könnte der Zeitpunkt sein, wo Tesla den gesamten Markt aufräumt.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
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