Tesla erreicht Fluchtgeschwindigkeit – Analyse zum Jahresergebnis 2021

Tesla hat seine Zahlen für das Jahr 2021 veröffentlicht und damit untermauert, dass das Unternehmen sich dauerhaft etabliert hat. Zwei Jahre Gewinne in Folge und durchschnittliche jährliche Produktions- und Verkaufssteigerung von 69 Prozent zeigen, dass die Nachfrage nach Elektromobilität ungebrochen, der Markt nicht gesättigt und der Anfang erst gemacht ist

Mit 2021 hat Tesla damit auch fast alle in der Vergangenheit aufgehäuften Verluste wettgemacht. Nur mehr 33,9 Millionen Dollar sind auszugleichen (und das hat Tesla vermutlich schon in den ersten Tagen 2022 geschafft).

Jährliche Verluste/Gewinne von Tesla von 2009 bis 2021

Vor allem aber führt Tesla allen anderen Autoherstellern vor Augen, dass man mit Elektroautos Geld machen kann. Sehr viel Geld sogar. Tesla widerlegt damit Stellantis-CEO Carlos Tavares Gejammere um Elektromobilität, die nur durch Zuschüsse funktionieren kann, oder die BMW-Vorstände, die nach wie vor meinen, dass Kunden keine Elektroautos wollten. Auch sogenannte Experten wie Fritz Indra lagen in ihren Vorhersagen zu Tesla und der Elektromobilität in ziemlich allen Belangen falsch.

Barreserven und Verbindlichkeiten

Auch die Barreserven von 17,5 Milliarden Dollar sollten Tesla über längere Sicht über die Runden bringen, vor allem wenn wir die Verbindlichkeiten und Schulden ansehen. Eine Aufstellung vom November 2020 (also vor einem Jahr) zeigt diese der verschiedenen Automobilhersteller.

Schulden und Verbindlichkeiten einiger Automobilhersteller im November 2020 – Quelle

Ein Teil der Verbindlichkeiten kommt durch Autofinanzierungen für Kunden zustande, die diese abstottern und sogar ein Gewinnbringer für die Hersteller selbst sind. Aber nicht vollständig. Neben den Pensionsverpflichtungen kommen noch tatsächliche Verbindlichkeiten hinzu, die es in sich haben können.

Schulden und Verbindlichkeiten im Vergleich zum Marktwert einiger Automobilhersteller im November 2020 – Quelle

Stellt man diese den Marktbewertungen der Unternehmen gegenüber, die, so muss bemerkt werden sich seit November 2020 für Tesla beispielsweise massiv erhöht haben, dann ändert sich die Dramatik der Schulden und Verbindlichkeiten für manche Hersteller in sehr ungünstiger Weise. Niedrige Marktbewertungen erlauben keine großen Kapitalaufstockungen um beispielsweise die hohen Investitionen für den Umstieg auf Zukunftstechnologien wie Elektromobilität oder autonomen Fahren zu finanzieren, ohne dabei in die bisherigen Anteilsverhältnisse drastisch einzugreifen.

Ein Beispiel dazu ist Tesla, das vor einigen Monaten bei einer Marktbewertung von 800 Milliarden Dollar weniger als ein Prozent an Anteilen verkaufte und damit fünf Milliarden Dollar in die Kassen spülte. Würde ein Hersteller wie Daimler, mit einem Zehntel der Marktbewertung von Tesla, eine solche Summe am Kapitalmarkt einholen wollen, dann wären 10 Prozent an Aktien zu vergeben, mit den damit einhergehenden Anteils- und Stimmrechtsverschiebungen.

Profitmarge

Auch die im gestrigen Aktionärsbericht erwähnte Profitmarge von 14,6 Prozent, die wie Tesla feststellt die höchste eines Massenherstellers ist, zeigt das Greifen der Skalierungseffekte und der Vorteile von Elektroautos. Sie haben einfach weniger Teile, die zusammenzubauen sind, und einige wichtige Komponenten wie die Batteriezellen sind hochautomatisiert produzierbar. In Kombination mit Innovationen wie der Gigapresse, bei der hunderte Teile und die damit verbundenen Arbeitsschritte wegfallen und nur mehr ein Teil erzeugt wird, zeigt die Innovationskraft und das Potenzial selbst bei bestehenden Fertigungsprozessen noch nachzulegen und Verbesserungen einzubauen.

FUTURE ANGST

Welche aktuellen Ängste prägen uns? Mit welchen Ängsten waren die Menschen in der Vergangenheit konfrontiert, als es die heutigen Technologien noch nicht gab? Warum mischen wir heute im Wettbewerb der Kulturen um neue Technologien nicht ganz vorne mit? Welche Maßnahmen müssen wir ergreifen, um neue Technologien nicht als etwas Beängstigendes und Feindseliges zu betrachten, sondern als ein Mittel zur Lösung der großen Probleme der Menschheit?

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Dass es Tesla geschafft hat, seinen Gewinn in nur einem Jahr fast zu verachtfachen, sollte ein Weckruf für alle anderen Hersteller sein. Was auch immer sie gegenüber den Mitarbeitern, den Aktionären, der Öffentlichkeit über Tesla und Elektroautos bislang behauptet haben, ist dank der jüngsten Ergebnisse ihres kalifornischen Konkurrenten unmissverständlich als Humbug zu erkennen.

Dabei sollte die Profitmarge von Tesla die Konkurrenten beunruhigen. Statt aus den Verbrennerverkäufen querzusubventionieren, wie das traditionelle Hersteller noch machen müssen, schreitet Tesla im Sauseschritt zu größeren Profitmargins weiter, und das rein mit Elektroautos. Mit den angekündigten 4680er Batteriezellen, die in der Gigafactory Austin schon in diesem Quartal im Model Y eingesetzt werden sollen, sinken dank eingesparter Produktionsschritte und der höheren Energiedichte die Kosten für die Kilowattstunde.

Auch die vorläufige Beschränkung auf vier Modelle (S, 3, X, Y) hilft die Modellvielfalt und die damit verbundenen Kosten unter Kontrolle zu halten. Während andere Hersteller damit kämpfen, preislich und technisch konkurrenzfähige Elektroautos anzubieten, hat Tesla den Spielraum sowohl preislich als auch technisch sogleich nachzulegen und sie zu unter- bzw. zu überbieten.

Gigafactories

Mit gleich zwei Gigafactories, die im ersten Quartal 2022 in Betrieb gehen, öffnet Tesla die Schleusen, die Märkte der Konkurrenz mit Elektroautos zu fluten. Statt der beschränkten Importe aus Schanghai und Fremont, wird nun ein Vielfaches der bisherigen Fahrzeuge direkt auf heimischen Boden den Herstellern Konkurrenz machen.

Gleichzeitg hat Bloomberg festgestellt, dass Tesla in den USA mit Fremont die produktivste Autofabrik unter allen Herstellern betreibt. Und dabei ist Fremont die älteste der vier Tesla-Fabriken.

Gewinn

Angesichts dieser Tatsachen, der zu erwartenden Steigerung der Produktion um mindestens weitere 50 Prozent für 2020, die Aufnahme der Produktion in den neuen Gigafactories, den Produktionsvereinfachungen, der ungebrochenen Nachfrage, und der bisherigen Profitmarge, kann damit gerechnet werden, dass Tesla 2022 zu einem Rekordjahr eilen wird. Erlöse zwischen 70 und 90 Milliarden Dollar mit einem Gewinn zwischen 10 und 20 Milliarden Dollar können erwartet werden.

Entweichgeschwindigkeit

Tesla hat somit die Escape Velocity erreicht, also diese Fluchtgeschwindigkeit, die beispielsweise Raumschiffe benötigen, um der Schwerkraft der Erde zu entkommen. In diesem Fall entfernt sich Tesla von allen anderen Herstellern, was Profitmarge, Preisflexibilität, technologischem Vorsprung bei Batterien und Software, finanziellen Kennzahlen und Produktionskapazitäten und Effizienz betrifft.

Und das ist ein Alarmsignal für alle traditionellen Hersteller. 2022 sollte uns zeigen, welche dieser Unternehmen einen Übergang in die Elektromobilität schaffen werden und welche nicht. Angesichts Teslas Erfolg gibt es kein Zaudern mehr und das Vorbringen von Ausflüchte wird unentschuldbar.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

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