Bedeutung von Teslas Full Self Driving Beta und Videos

Vor wenigen Tagen hatte Tesla an eine ausgewählte Gruppe von Tesla-Besitzern die völlig neu geschriebene Software für die Full Self Driving-Funktionalität in einer Beta-Version freigegeben, und die ersten beeindruckenden Videos trudelten bereits ein. Full Self Driving ist kein Autopilot mehr, der nicht mehr als ein Fahrerassistenzsystem ist, sondern soll in der ersten Phase Level 4 autonomes Fahren – oder wie es im deutschsprachigen Raum so unambitioniert heißt ‚voll-automatisiertes Fahren‚ – erlauben. Die Beta-Version, wie es im Softare-Jargon so heißt, ist noch eine unfertig Version, die Benutzern vorgelegt wird, damit sie diese testen und auf Fehler abprüfen. Die Version, die wir hier in den Videos sehen ist die sogenannte FSD Beta in der Version 2020.40.8.10.

Waren die ersten Videos noch kurze Ausschnitte, die bei Nachtfahrten ohne viel Verkehr gemacht wurden, sind doch mittlerweile längere Fahrten bei Tageslicht und unterschiedlichen Wetter- und Verkehrsbedingungen aus allen Ecken der USA veröffentlicht worden.

Videos

Im ersten Video fährt der Besitzer den täglichen, vierzig-minütigen Arbeitsweg seiner Frau von Santa Clarita, nördlich von Los Angeles, zur Firma JPL in Pasadena nach.

3:30 das Auto kommt zu einer Baustellenzone und wechselt auf eine andere Fahrspur, um den Baustellenhütchen auszuweichen;
7:28 erfolgreiche Linkskurve, der Fahrer trat auf das Gaspedal, um seiner Geschwindigkeit rascher zu erreichen;
10.34 Fahrer greift wegen einer von hinten kommenden Corvette ein; der Fahrer vermutet, dass die Corvette ein Rennen fahren will;
12:53 erfolgreiche Rechtskurve;
14:30 Fahrzeug verhält sich zu zögerlich einer Ampellosen Kreuzung, wo er links abbiegen möchte, der Fahrer greift ein;
37:07 erfolgreiche Linkskurve;
38:22 erfolgreiche Linkskurve;
39:20 Fahrt zu Ende.

Linksabbiegen ohne Ampel – sogenannte ungeschützter Linksabbieger – gehört zu den schwierigeren Manöver für ein autonomes Auto. Bei geringem Verkehr ist es einfach zu bewerkstelligen, aber bei dichtem Verkehr, egal ob schnell oder langsam, stellt es ein Problem dar. Im langsamen Verkehr kommunizieren Menschen oft mit Handgesten, um jemandem das Abbiegen zu ermöglichen – das lässt sich gut einem selbstfahrenden Auto beibringen. Oder das abbiegende Auto kann einfach ausweichen, bis jemand anhält.

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In dichten, schnellem Verkehr wird ein Mensch wahrscheinlich ein Risiko eingehen und mit etwas mehr Beschleunigung als normal fahren und davon ausgehen, dass der andere Fahrer etwas langsamer wird, wenn er links abbiegen will. Die Risikotoleranz selbstfahrender Autos ist (aktuell) viel geringer als die eines menschlichen Fahrers, so dass sie diese Art von Manövern nicht durchführen werden. Natürlich könnten die Entwickler mehr Risiko einstellen, aber sie wollen auch niemanden gefährden. Aber einfach abzuwarten, bis die Straße völlig frei ist, könnte lange dauern und dabei Ihre Passagiere und die Fahrer hinter Ihnen verärgern.

Dass die FSD nicht nur ein Schönwetterfahrer ist, zeigt dieses Video bei einer Fahrt im Regen in North Carolina:

Hier eine Fahrt durch kurvige Straßenzüge in San Luis Obispo in Kalifornien:

Die eindrucksvollste Aufnahme einer FSD Fahrt kommt aus dieser Drohnenperspektive, die bei einer Fahrt durch das kleine Städtchen Old Auburn in Kalifornien stattfand. Dabei kommt es auch zugleich am Anfang zu einer brenzligen Situation, als das Fahrzeug bei einem Linksabbiegemanöver beinahe in ein geparktes Auto fährt.

Daten

Was passiert mit all den Daten, die die Beta-Tester ansammeln? Sie werden von Tesla von den Fahrzeugen geladen und im hausinternen Maschinenlernsystem weiter verwertet. Die erfassten Daten helfen bei der Weiterentwicklung und Verbesserung der Full Self Driving-Funktionalität, kommt somit allen Fahrzeugen zugute. Ein Benutzer maß den Datentransfer und kam nach nur wenigen Tagen bereits auf 3,9 Gigabyte, die sein Tesla an das Mutterschiff zurückschickte.

Bedeutung

Die Bedeutung der FSD Beta und all den Videos ist offensichtlich. Hier ist eine Technologie, die vor der Marktreife steht und ein Gamechanger sein wird. Und das Jahre bevor es die heimischen Automobilhersteller erwartet haben. Gerade erst hat man verstanden, dass Elektromobilitát doch etwas Ernsthaftes ist und daran kein Weg vorbei führt, ja dass sogar die geliebte Verbrennertechnologie verscheinden wird. Diesen ersten Tipping Point hat man nun verstanden, wenn auch widerwillig. Aber auf den zweiten Tipping Point ist man gar nicht vorbereitet. Autonomes Fahren steht auf der Prioritätenliste irgendwo zwischen manueller Anlasskurbel und rosafarbenem Reservereifen.

Ein großer Unterschied zu den Ansätzen von Entwicklern von Selbstfahrtechnologie wie beispielsweise Waymo, Zoox oder GM Cruise ist Teslas Verzicht auf LiDAR und von hochpräzisen Straßenkarten. Elon Musk meint, dass selbstfahrende Autos ohne die ein 3D-Abbild der Umgebung erzeugende Laserscansystem LiDAR und nur mit Kameras und Radar auskommen werden, und dass aufwändig zu produzierende und fragile hochpräzise Straßenkarten nicht der richtige Ansatz sind, selbstfahrende Autos zu entwickeln. Tesla verlässt sich darauf, mit den Sensoren und der KI an Bord die wichtigsten Straßendetails selbst während der Fahrt zu erstellen und mit den vorgefertigten, verhältnismäßig einfachen Kartenmaterial zu vereinigen.

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Die FSD soll an einen breiteren Kreis von Teslabesitzern noch Ende des Jahres freigegeben werden. So habe auch ich die FSD mit der Anschaffung meines Model 3 mitgekauft und warte nun ungeduldig darauf. Auch wenn es ein paar Wochen oder sogar Monate später sein wird, ist das immer noch Jahre vor der Konkurrenz.

Nicht nur sind aktuell 1,2 Millionen in Kundenhänden befindliche Teslas mit der für die FSD notwendigen Hardware ausgestattet, selbst wenn nur ein Bruchteil an Fahrzeugen die FSD verwenden wird, sprechen wir immer noch von zehntausenden Fahrzeugen, die Daten sammeln und an Tesla weiterleiten werden. Damit kann die KI viel rascher für viele verschiedene Regionen und Umständen trainiert werden. Damit wird die KI rasch besser werden, wenn auch nie perfekt.

Sobald die FSD einige Zeit im produktiven Betrieb auf Kundenfahrzeugen eingesetzt worden ist, können wir Teslas nächsten Schritt erwarten. Und den hatte Elon Musk auf den Autonomy Days im April 2019 schon vorgezeichnet. Selbstfahrende Teslas können als Robotaxi zum Einsatz kommen. Jeder Tesla in Kundenhände könnte statt zu parken und Staub zu sammeln Geld als Robotaxi für die Besitzer und für Tesla verdienen. Und das wäre dann der dritte Tipping Point.

Die Beta-Tester haben übrigens von Tesla die ausdrückliche Erlaubnis, solche Aufnahmen ins Internet zu stellen. Während die Konkurrenz davon spricht, dass autonomes Fahren erst in 10 bis 20 Jahren funktionieren wird, demoliert Tesla die Mitbewerber.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

4 Kommentare

  1. „Nicht nur sind aktuell 1,2 in Kundenhänden befindliche Teslas mit der für die FSD notwendigen Hardware ausgestattet“
    Da ist wohl ein Fehler drin.

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