Tesla läuft anderen Herstellern immer mehr davon

Jahrelang herrschte die Meinung, dass es für die großen Automobilhersteller dank ihrer Erfahrung in der Massenproduktion von Fahrzeugen ein Leichtes wäre, Tesla in der Fertigung einzuholen, sobald sie loslegen würden. Und so verhielt man sich auch bei den traditionellen Autobauern, denn so wenig sah man deshalb die Dringlichkeit, sich um Elektroautos zu bemühen. Doch diese Ansicht wird immer brüchiger.

Es fing schon damit an, dass andere Hersteller erkennen mussten, dass sie bei manchen Bauteilen nicht nur ein oder zwei Jahre, sondern gleich mal sechs Jahre hinter Tesla lagen. Was mit dem Technologie- und Entwicklungsvorsprung Teslas bei Elektronik, Batterie und Software als erste Erkenntnis begann, wurde mit der die Autoindustrie beutelnden Chipkrise zur Wahrheit. Tesla gelang es bislang als einzigem Hersteller die Produktionszahlen während der Pandemie kontinuierlich zu steigern.

Glaubt man den Ankündigungen der Chefs der anderen Hersteller, dann ist die Quintessenz der Aussagen, dass sich Tesla nun bald „warm anziehen werde müssen“, weil nun würden sie ja alle mit der Elektroautoproduktion loslegen und ihre geballte Macht und Erfahrung bei der Massenproduktion ausspielen können.

Dem ist aber einen Bericht der Financial Times nicht so. Patrick McGee und Joe Miller haben sich die angekündigten Produktionszuwächse von Fertigungskapazitäten der einzelnen Hersteller aus Daten von Bernstein, IHS und EV-Volumes.com bis 2025 angesehen und kommen zu einem gegenteiligen Schluss.

Quelle: Financial Times

Wie die Auswertung der Zahlen zeigt, ist einzig und alleine Volkswagen auf dem Weg, Tesla in den absoluten Stückzahlen der Elektroautofertigung ab 2024 zu überholen. Daimler wird 2025 gerade mal ein Viertel der Elektroautostückzahlen von Tesla produzieren, BMW 30 Prozent. Nur die amerikanischen kommen etwas näher ran. Fort mit 40 Prozent, gefolgt von GM mit etwas weniger. Nur Stellantis mit Marken wie Chrysler, Fiat oder Opel kommt 2025 auf fast 60 Prozent der Fertigung von Tesla.

Dabei sind auch diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, denn sie basieren auf den Vorhersagen der jeweiligen Unternehmen. Konkret peilt Ford für 2023 eine Stückzahl von 600.000 für 2023 an, wobei Brancheninsider nicht mehr als 450.000 Stück erwarten. Schon die Schätzung von Ford liegt aber zur Hälfte unter der von Tesla konservativ angepeilten Stückzahl für 2023. Auch Volkswagens Fertigungsziele lagen um ein Viertel unter den eigenen Prognosen.

Tesla Verkaufszahlprojektion mit 59% Wachstum pro Jahr bis 2025

Tesla hingegen hatte in den letzten sieben Jahren eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 59 Prozent, die Tesla-Chef Elon Musk auch fortsetzen möchte. Die Nachfrage nach Teslas ist ungebrochen und in wenigen Wochen werden sowohl die neuen Tesla-Fabriken in Berlin und Austin den Betrieb aufnehmen. Dann kommen zur aktuellen Fertigungskapazität von Shanghai und Fremont mit einer Million Fahrzeuge pro Jahre eine weitere Million hinzu.

Dabei könnten die Probleme für die großen Hersteller erst beginnen. Bislang werden Elektroautos aus den Erlösen der Verbrenner quersubventioniert. Mit den fallenden Verkaufszahlen bei Diesel und Benzinern und deutlichem Anstieg der Elektroautozulassungen, wird das aber immer schwerer. Da die Fertigungsumstellung aber viel Geld benötigt, könnten die Erlöseinbrüche es noch schwerer machen, auf Tesla aufzuschließen, als es die heutigen Pläne schon nicht versprechen.

Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.

3 Kommentare

  1. …weiss das mit GM’s Zahlen der Potus wohl auch? 😉
    Die wegfallenden Quersubventionierungen sind ein guter Punkt

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  2. Ich weiss nicht Mario. Als ich 2016 meinen ersten Tesla bekommen habe (das Model X – damals als einer der ersten in Ö) war ich begeistert. Die Verarbeitung war besser als erwartet, Kinderkrankheiten hab ich großzügig toleriert – es gab auch wenige. Seit einem Jahr hab ich meinen zweiten – mittlerweile „long range plus“, die Batterie hält wirklich länger und ist besser. Alles andere hat sich meiner Meinung aber zurückentwickelt. Quietschende Scheibenwischer bei einem 100.000 EUR Auto, was sich durch einen Wechsel der Wischerblätter auch nicht beheben lässt? Ein nicht funktionierender Regensensor, wo Dir Tesla erklärt da ist leider kein Sensor verbaut sondern das ist softwarebasiert und ich soll auf das nächste Update warten (was natürlich auch nichts hilft). Eigentlich kann man sagen: Egal was das Problem ist, sobald man auf einen Service Prozess von Tesla angewiesen ist -> Gnade Dir Gott. Wo kann man eigentlich ein Pickerl machen lassen? Bei einem europäischen Hersteller selbstverständlich bei der Markenwerkstatt. Bei Tesla? Fehlanzeige. Sie können Dir nicht mal eine Werkstätte nennen, die ein Auto das so schwer ist wie ein Tesla X hochheben kann, fühlen sich auch generell nicht dafür verantwortlich.
    Ich sehen mich zurück nach einem BMW, VW oder sonstigem „normalen“ Auto, da nehme ich gerne ein bisschen schlechtere Software und kürzere Reichweite in Kauf, wenn die Autotür dafür auch im Winter aufgeht und die Scheibenwischer funktionieren. Sobald es ein halbwegs vernünftiges Elektroauto eines deutschen Hersteller gibt, steige ich wieder um….

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