Disengagement Bericht autonomer Autos in Kalifornien

Kalifornien zählt zur aktivsten Region was die Entwicklung von fahrerlosen Autos betrifft. Im westlichsten US-Bundesstaat haben 21 Unternehmen eine Lizenz autonome Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen zu testen. Einmal im Jahr, pünktlich zum 1. Jänner, müssen die Unternehmen einen sogenannten Disengagement Report an die kalifornische Verkehrsbehörde DMV abliefern.

In den Berichten werden Angaben zu mehrere Daten verlangt, die wichtigste ist dabei die Anzahl der Disengagements. Darunter wird gemäß DMV folgendes verstanden:

Die DMV Regeln definieren Disengagements als die Deaktivierung des autonomen Fahrmodus für die folgenden zwei Situationen:

(1) „wenn eine Fehlfunktion der Selbstfahrtechnologie erkannt wird,“ oder

(2) „wenn der sichere Betrieb des Fahrzeugs verlangt, dass der Fahrer des autonomen Fahrzeug den autonomen Modus ausschaltet und sofortige manuelle Kontrolle des Fahrzeugs übernimmt“

Für die Anwendung dieser Definition fügte die DMV hinzu: „Diese Klärung ist notwendig um sicherzustellen, dass die Hersteller nicht jede sonstige oder Routineabschaltung berichten.“

Der erste Disengagement Report stammte vom vergangenen Jahr, wo insgesamt sieben Unternehmen Bericht erstatteten, wie sich die insgesamt 71 Fahrzeuge bis 30. November 2015 verhielten. Der nunmehr vorliegende Bericht für das Jahr 2016 umfasst insgesamt elf Unternehmen, die zwischenzeitlich hinzukamen. Der Berichtszeitraum endet mit dem 30. November 2016. Während für die sieben Unternehmen ein zwölfmonatiger Zeitraum gilt, haben die vier neuen Unternehmen BMW, Ford, GM Cruise und Honda für den Zeitraum ab Erteilung der Testlizenz zu berichten, also mehr als 12 Monate.

Interessanterweise wurden diesmal von keinem einzigen Unternehmen Unfälle in den Berichten ausgewiesen.

Firma Anzahl Autos Anzahl Abschaltungen Anzahl gefahrene Kilometer Disengagements per 1.000 Kilometer
2015 2016 2015 2016 2015 2016 2015 2016
BMW  0  1  1  1.021  1,0
Bosch  2  3 625  1.442  1.496  1.573  417,8  916,8
Delphi  1  2  405  178  26.659  5.000  15,0  35,6
GMCruise  0  25  181  15.642  11,6
Ford  0  2  3  944  3,2
Google- Waymo  57  60  341  124 678.930  1.017.389  0,5  0,1
Honda  0  0  0 0
Nissan  4  5  106  29  2.376 6.558  44,6  4,4
Mercedes  5  1  1.031  336  3.582  1.077  287,8  312,0
Tesla  0  4  180  880  204,6
VW  2  0  260  0  23.912  0  10.9
Total  71  103  2.768 2.474  736.955  1.050.083

Wie wir sehen können, stieg der Anzahl der Testfahrzeuge um 45 Prozent von 71 im Jahr 2015 auf 103 im Jahr 2016. Die zwei größten Flotten betreiben  Google-Waymo und GM Cruise mit 60 beziehungsweise 25 Fahrzeugen. Die beiden Unternehmen stellen damit 83 Prozent aller Fahrzeuge.

Mit dem Anstieg der Fahrzeugzahl wurden auch entsprechend mehr Kilometer gefahren. Die stieg um mehr als 310.000 Kilometer, von 736.955 im Jahr 2015 auf 1.05 Millionen im Jahr 2016. Das ist ein Anstieg um 42 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg ist über die Unternehmen nicht gleich verteilt. Während Google-Waymo 2x so viel Kilometer fuhr wie im Jahr zuvor, stellte Volkswagen seine Aktivitäten fast vollständig ein, oder reduzierten wie Delphi drastisch ihre Fahrten. Dafür hat GMCruise massiv Aktivitäten aufgenommen. Trotzdem hat Google-Waymo den Löwenanteil der Fahrten mit 97 Prozent der Kilometerleistung gestemmt.

Dieser Vorsprung macht sich in den Disengagements bemerkbar. Google-Waymo schafft pro Tausend Kilometer 0,1 Disengagements. Das heißt, dass erst ab 8.000 Kilometer autonomen Fahren ein Fahrer eingreifen muss. Und das ist eine Verbesserung um den Faktor vier im Vergleich zum Vorjahr. Bei den anderen Firmen liegt die Disengagementrate zumindest um den Faktor zehn höher.

Auch wenn etliche Hersteller fehlen, die an der Entwicklung von autonomen Fahrzeugen arbeiten und die Auslegung eines Disengagement einigen Interpretationsspielraum lässt, so bietet Kalifornien dank der Anzahl der testenden Unternehmen und der öffentlichen Berichtspflicht einen ersten Einblick in den Stand der Technik und ermöglicht uns die Fortschritte der Hersteller zu vergleichen.

Man beachte auch, dass einige Unternehmen, die sehr forsch in den Medien aufgetreten sind, im Bericht (noch) nicht vorkommen. Uber oder comma.ai beispielsweise haben in Kalifornien um keine Testlizenz angesucht. Einen besseren Überblick erhielte man nur, indem die Hersteller die in anderen Bundesstaaten oder sogar Ländern testen, auch diese Daten veröffentlichen müssten.

Momentan lässt sich uneingeschränkt sagen, dass Google-Waymo der klare Technologieführer ist – und das mit großen Abstand – obwohl viele Unternehmen ihre Anstrengungen erhöht haben. Spannend wird es vor allem dann werden, wenn Hersteller wie Tesla Autopilotfunktionen freischalten, Uber und nuTonomy sich mehr öffnen und berichten, oder auch Google-Waymo seine eigene Flotte mit den Fiat-Chrysler Minivans in Betrieb nehmen wird und damit seine Anzahl an Fahrzeugen mehr als verdoppeln wird.

Dieser Artikel ist auch auf Englisch verfügbar.

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