Der Premiumhersteller Daimler und der Automobilzulieferer Bosch haben in einem Interview mit der Automobilwoche angekündigt, in den kommenden Monaten mit den öffentlichen Tests von Robotertaxis zu beginnen.
Die beiden Unternehmen gingen vor einigen Monaten eine Partnerschaft zur Entwicklung autonomer Autos ein. Bislang haben sowohl Mercedes als auch Bosch eigene Selbstfahrtechnologien getestet. Tatsächlich hat Mercedes bereits in den 1980er Jahren mit ersten autonomen Autos experimentiert.
In den vergangenen Jahren sind aber neue Mitspieler in den Kampf um diese Technologie eingetreten und haben die Initiative an sich gerissen. Obwohl Mercedes Testfahrten durchführte und erst vor kurzem eine Welttour mit einem autonom fahrenden Fahrzeug absolvierte, so sind die deutschen Hersteller bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge weit zurück gefallen.
Während Mitbewerber bereits in mehr als zehn Städten Robotertaxiflotten mit Passagieren testen und unter anderem Waymo mehr als 7 Millionen Kilometer im autonomen Modus im Stadtbetrieb und Uber mehr als 3 Millionen Kilometer absolviert haben, ist von deutschen Herstellern wenig zu hören. GM/Cruise will kommendes Jahr sogar ein Auto auf die Straßen bringen, das gar keine Bedienelemente für einen Fahrer im Auto mehr hat.
Mit der letzten Ankündigung von Waymo, in den kommenden Monaten zu seinen heute schon 600 Fahrzeugen tausende weitere selbstfahrende Autos als Robotertaxis auf die Straßen zu bekommen – und das nicht mehr als Testfahrzeugen sondern als kommerziell betriebene Taxis – scheinen auch die deutschen Hersteller verstanden zu haben, dass Feuer am Dach ist. Auch VW will 2021 in Partnerschaft mit dem Start-Up Aurora in bis zu fünf Städten autonome Taxiflotten zu Testeinsätzen starten. Wenn das allerdings nicht zu spät ist.
Daimler argumentiert, dass seine Autos für autonomes Fahren designt und entwickelt worden und die Sensoren im Fahrzeug integriert sind. Was allerdings wichtiger ist sind Millionen an Kilometer die solche Autos auf den Straßen verbringen und Fahrsituationen wörtlich erfahren müssen, um die autonome Fahrsoftware zu verbessern.
Es ist eine Sache, Sensoren in die Autos zu integrieren, aber eine ganz andere, die Fahrzeuge dann Millionen von Kilometern fahren zu lassen um Daten zu sammeln und Algorithmen zu verbessern. Google/Waymo benötigte mehr als 8 Jahre um die Millionen an Kilometer an Fahrpraxis anzusammeln. Sieht man sich die letzten Disengagement Reports an, bei der die Häufigkeit der Übergabe vom autonomen Auto an einen Sicherheitsfahrer von 19 Unternehmen gegenübergestellt wird, dann ist Mercedes weit davon entfernt, selbstfahrende Autos kommerziell einzusetzen.
Daimler selbst blamierte sich erst im Januar auf der CES mit der Vorführung eines weiteren ferngesteuerten Auto, während andere Hersteller Shuttledienste mit ihren selbstfahren Autos anboten. Berücksichtigt man die Notwendigkeit von ausgefeilten Navigationskarten wie sie bereits heute Google anbietet, oder Cybersecurity und Betriebssystemen für autonome Autos, dann wird der Rückstand deutscher Hersteller bei der Entwicklung von Fahrzeugen für die Zukunft erst so richtig deutlich.
Diese Ankündigung von Daimler und Bosch sieht eher nach zu wenig und viel zu spät aus.
Dieser Beitrag ist auch auf Englisch erschienen.
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